Bereits rund acht Monate nach seinem Einstand bringt die Tolinoallianz eine überarbeitete Version ihres Flagschiffs heraus.
Da sich in vielen Dingen nichts geändert hat, in einigen aber doch, gehe ich in diesem Testbericht überwiegend auf die Neuerungen und die Änderungen zum Vorgänger ein. Wer bislang noch keinen Tolino Vision hatte, sollte sich also als Einstimmung den Test vom April durchlesen. Das Testgerät wurde mir freundlicherweise von eBook.de zur Verfügung gestellt.
Gehäuse
Obwohl der Vision 2 die gleichen Abmessungen wie der Vision (den ich im Folgenden Vision 1 nenne) hat, handelt es sich hierbei dennoch um ein komplett neu entwickeltes Gerät, wie ein Blick ins Innere des Vision 2 zeigt.
Weil der Vision 2 keinen Einschub mehr für eine externe Speicherkarte hat, ist er nun 4 g leichter und wiegt jetzt nur noch 174 g.
Das Gehäuse ist wie beim Vorgänger rund herum gummiert, ausgenommen natürlich die Vorderseite. Allerdings ist die Gehäusefarbe nun schwarz. Powerknopf und Lichtschalter sitzen noch immer an der oberen Gehäusekante und passen durch ihre ebenfalls schwarze Farbe nun besser zum Rest des Gehäuses.
tap2flip
Das tolino-Logo auf der Rückseite ist jetzt nicht mehr nur aufgedruckt, sondern eingeprägt. Möglich, dass dies mit der neuen tap2flip-Funktion zusammenhängt. Denn mit dieser blättert das Gerät durch einen kurzen Schlag auf das Logo auf der Rückseite eine Seite weiter. Das ist eine ziemlich ungewohnte Möglichkeit weiterzublättern und auch nach längerer Benutzung bin ich damit nicht wirklich warm geworden. Zum Glück lässt sich die tap2flip-Funktion in den Einstellungen ausschalten, damit sie nicht unnötig Strom verbraucht, während sie auf den Schlag wartet.
Wasserschutz
Eine weitere, allerdings sinnvollere Neuerung ist die Nanoversiegelung des Gerätes, die den Vision 2 wasserdicht werden lässt. Im Unterschied zu anderen wasserdichten eReadern, wie dem PocketBook Aqua oder dem Kobo Aura H20 lässt hier allerdings das Gehäuse selbst Wasser durch. Der Wasserschutz bezieht sich auf die Innereinen (Platine und Display) des Gerätes. Das ermöglicht es auch, den Micro-USB-Anschluss offen zu lassen.
Wie im Video allerdings zu sehen ist, reagiert der Vision 2 auf den Wasserdruck. Das heißt, er blättert im Buch weiter, öffnet andere Bücher und geht bisweilen im Onlineshop einkaufen. Die zuletzt gelesene Seite danach wieder zu finden, ist sehr mühsam. Besser wäre hier, wenn das Gerät erkennen würde, ob mehrere Stellen gleichzeitig auf Display und Sensortaste gedrückt werden. Dann könnte das Display gesperrt werden, wie es beispielsweise der Kobo Aura H2O macht.
Durch die Nanoversiegelung kann das Gerät zumindest 30 min lang in bis zu 1 m tiefen Wasser liegen bleiben ohne kaputt zu gehen. Und das ist doch auch schon etwas! So spart man bei jedem Tauchgang immerhin 150 €. ;)
Anschluss
Wie auch bei seinem Vorgänger ist der Vision 2 sehr wählerisch, was den USB-Anschluss am PC anbelangt. Soll er per Verlängerungskabel angeschlossen werden, das an den hinteren USB-Anschlüssen am PC-Gehäuse steckt, weigert er sich, eine Verbindung zum PC aufzubauen. Das gleiche Spiel an den vorderen USB-Anschlüssen, bei denen sich sein Vorgänger mit meinem PC verbunden hatte. Der Vision 2 verbindet sich mit meinem Rechner nur, wenn ich ihn mit dem 1 m kurzen mitgelieferten Kabel in einen der hinteren USB-Anschlüsse stecke.
Von bisher rund 30 getesteten eReadern machen bislang nur die Visions solche Sperenzien.
Der Bildschirm
Der beleuchtete Bildschirm, der übrigens immer noch mit 212 ppi (758×1024 px) auflöst, ist jetzt nicht mehr so gelblich, er tendiert jetzt ins Grüne. War der Schwarzwert des Vision 1 schon recht gut, ist er beim Vision 2 nun noch einen Ticken besser.
War beim ersten Vision am unteren Bildschirmrand noch eine hellere Stelle zu erkennen, ist sie beim Vision 2 nun eher schattiger. Das Display erinnert damit etwas an die Beleuchtung des ersten beleuchteten eReaders, dem Cybook Odyssey HD, überhaupt. Generell ist die Beleichtung recht gleichmäßig. Nach dem Tauchbad aus dem Video zeigte sich am unteren BIldschirmrand allerdings eine blaue Stelle (im Bild oben sichtbar), die nach ein paar Tagen (und dem kompletten Trocknen des Gerätes) wieder verschwunden war.
Einer der größeren Makel des Vision 1 war das starken Ghosting, dass sich beim Schließen von Dialigen oder der Rückkehr aus dem Standby bemerkbar machte. Beim Vision 2 wurde die Firmware nun dahingehend geändert, dass nun jedesmal nachdem das Gerät aufwacht oder ein Dialog geschlossen wird, ein kompletter Seitenrefresh stattfindet. Dadurch werden störende Elemente gelöscht. Dadurch wurde die Geisterbildung beim Vision 2 auf ein Minimum reduziert.
Weil es bisher immer so war, dass die älteren Tolinos irgendwann auf die Firmware der neueren geräte aktualisiert wurden, kann ich mir vorstellen, dass diese Änderung demnächst auch in die Geräte der ersten Generation Einzug hält. Dann sollte das Ghosting auch bei diesen Geräten der Vergangenheit angehören.
Software
Wie eben schon geschrieben, wird der Vision 2 mit der aktuellsten Firmwareversion ausgeliefert. Das ist zum Zeitpunkt des Testberichts die Version 1.5.0. Weitere Neuerungen bzw. Änderungen an der Firmware halten sich sehr im Rahmen.
Eine Änderung betrifft die Schriftgröße. Diese lässt sich nun etwas kleiner einstellen, dafür aber nicht mehr ganz so groß wie bisher. Anfangs unterstützten die Tolinos nur deutsch als Sprache der Bedienungsoberfläche, später kam noch englisch hinzu. Der Vision 2 spricht nun auch spanisch, französisch, italienisch, belgisch und niederländisch. Entsprechende Wörterbücher stehen allerdings schon länger zur Verfügung.
Auch in der Behandlung von PDF-Dateien hat sich nichts geändert. Der Reflowmodus schert sich noch immer nicht um mögliche Formatierungen im Dokument und zeigt nur eine reine Textwüste an. Das mag bei einfachen Büpchern ok sein, bei Fachzeitschriften ist damit kein Lesen möglich.
Zusammenfassung
Das könnte für den Tolino Vision 2 sprechen
- Beleuchtung
- Beleuchtung per Taste ausschaltbar
- Wasserdicht bis 1 m
- Gleichmäßige Ausleuchtung
- Bedienung per Berührung
- Weiterblättern per Tippen auf die Rückseite
- Onleihe kann benutzt werden
- eBooks aus anderen Shops des Tolinoverbundes können per WLAN aufs Gerät geladen werden
- Kostenloser WLAN-Zugang bundesweit über alle Telekom Hotspots
Das könnte gegen den Tolino Vision 2 sprechen
- Kein Einschub für Micro-SD-Karte
- USB-Verbindung teilweise problematisch
- PDF-Reflow stellt zeigt jeglichen Text unformatiert dar
Preise & Bezugsquellen
Fazit
Mit dem Vision 2 hat der Tolinoverbund eine sanfte Weiterentwicklung des Vision 1 geschaffen. Ich halte die tap2flip-Funktion allerdings für eine sinnlose Spielerei, die offenbar eingebaut wurde, um eine “coole Funktion” zu haben, die kein anderer bietet. Hier wäre eine echte Weiterentwicklung der Software hilfreicher gewesen (Stichwort: Verlinkungen, Wörterbücher, Sammlungen und Browser).
Die Wasserfestigkeit allerdings wäre durchaus einen Kaufgrund, denn damit kann das Gerät bedenkenlos auch mal in der Wanne benutzt werden. Schade nur, dass das Gerät unter Wasser macht, was es will. Das hemmt meine Begeisterung für die Wasserfestigkeit dann doch erheblich.
Dass die Möglichkeit, eine zusätzliche Speicherkarte in das Gerät einzulegen, wegrationalisiert wurde, kann ich nur unter dem Gesichtspunkt nachvollziehen, dass Kunden an die eigene Cloud gebunden werden sollen. Das schafft Abhängigkeiten, die der maximalen Freiheit (!sic) in meinen Augen ziemlich entgegen stehen. Wer seinen gesamten Buchbestand nicht ständig dabei haben muss, kommt in der Regel auch mit dem internen Speicher über die Runden.
Wer schon länger mit einem Tolino Vision geliebäugelt, kann hier schon zugreifen, denke ich. Umsteigewillige, die vom Vision 1 kommen und nicht zwingend auf die Wasserfestigkeit angewiesen sind, könnten noch warten, bis das nächste Firmwareupdate das Ghosting (möglicherweise) behebt. Wen allerdings die angesprochenen Mängel stören, findet im PocketBook Touch Lux 2 oder Kobo Aura Alternativen, die diese Mängel nicht haben und zudem preiswerter sind.
Hallo,
auch hier danke für den guten Bericht. :-)
Tja, da gibt es nun gleich zwei wasserdichte Reader. Hardwareseitig (nach deinem Berichten) würde ich mich eher für den Kobo H2O entscheiden, wenn da nicht dieser, natürlich nur meiner Meinung nach, nicht so gute Koboshop wäre (vor allem wegen des Paypal oder Kreditkartenzwangs).
Ich finde die “Tappfunktion” übrigens recht praktisch, z.B. wenn man in der Badewanne Bücher liest. Bisher lese dort ich mit meinem kleinen 7″ Tablet. Die linke Hand ist garantiert immer nass und das Berühren des Bildschirms mit dem Daumen ist in der, in der Badewanne üblichen, Kopfüberleseposition (tolles Wort :-D ) nicht leicht.
Da kann so ein Tapp auf den Rücken des Readers schon recht praktisch sein. (Allerdings glaube ich das nur, weil ich noch keinen Reader in der Badewanne nutzen konnte, denn ich hadere noch mit meiner (erst-)kauf Entscheidung…
… leider weiß man ja vor dem Kauf des ersten Readers nicht, wie wichtig einem ein guter voreingestellter Shop und andere Funktionen sein werden. Da kann man nur raten – und ich stelle mir einen guten Shop für mich, allerdings als sehr wichtig vor…
Ich hätte ich noch eine Frage: Wie groß ist den der nutzbare interne Speicher? (etwas wird ja durch die Software schon belegt sein – oder?)
Das sind 2 GB.
Ah, danke :-)
Hallo Michael,
ich bin drauf und dran mir – unter anderem aufgrund dieses Testberichts – den Tolino Vision 2 zuzulegen.
Jetzt hält mich nur ein bisschen ab, dass der “Vision 2” nun schon fast ein dreiviertel Jahr auf dem Markt ist und ich mich mehr als nur ärgern würde, wenn in kurzer Zeit ein “Vision 3” erhältlich wäre.
Gibt es da womöglich schon Prognosen, wann die Tolino-Allianz ein neues Gerät auf den Markt bringt?