Seit rund einem Jahr habe ich nun bereits das Nexus 7 in Benutzung. Im großen und Ganzen bin ich recht zufrieden mit dem Gerät, aber ich fragte mich, ob ein 10″-Tablet nicht auch was wäre. Vor rund 2 Jahren hatte ich ja bereits eins ausprobiert, was mir aber damals zu unhandlich und zu schwer war. Also habe ich bei Sony angefragt, und mir ein Xperia Tablet Z schicken lassen. In den letzten beiden Wochen hatte ich nun Gelegenheit, das Gerät ausführlich auszuprobieren.
Hardware
Das rund 480g schwere Tablet verfügt über einen 10,1″ großen Bildschirm, der mit 1920 x 1200px auflöst. Damit hat das Display noch angenehme 226 ppi. Im Inneren werkelt ein Vierkerniger Snapdragon S4 Pro-Prozessor mit 1,5 GHz. Für entsprechend Luft beim Arbeiten sorgen 2 GB Arbeitsspeicher.
Von den Abmessungen her ist das Xperia Tablet Z etwas kleiner als eine DIN A4-Seite, nämlich 26,7 cm x 17,2 cm. Mit knapp 7 mm ist es auch recht flach und liegt wie ein Brett auf dem Tisch. Weil das Gehäusedesign nach hinten nicht abgerundet ist, lässt sich das Tablet nicht ganz so gut vom Tisch klauben, wie andere Geräte.
An der Rückseite befindet sich eine Kamera mit 7 Megapixeln, die allerdings nur im normalen 4:3-Bildformat zur Verfügung stehen. Im voreingestellten 16:9-Format sinds nur 5 Megapixel. Warum die Kamera in den technischen Daten mit 8 MP angegeben ist, erschließt sich mir nicht. Die Frontkamera löst mit 2 Megapixeln bzw. 1,7 im 16:9-Betrieb auf. Eine LED oder ein Blitzlicht gibt es für die rückwärtige Kamera leider nicht.
Die Standardausrichtung des Gerätes ist das Querformat (wie oben auf dem Bild zu sehen ist). Auf der linken Seite befindet sich der Einschalter aus Aluminium, sowie die Lautstärkewippe. Zwischen diesen Tasten befindet sich noch eine Status-LED, die den Ladestatus bei eingestecktem Kabel anzeigt. Über dem Einschalter und unter eine Klappe ist zudem die 3,5 mm-Klinke zu finden, über die Kopfhörer oder Lautsprecher angeschlossen werden können.
Auf der Unterseite befinden sich ebenfalls unter einer Klappe links der Micro-USB-Anschluss über den das Tablet geladen und mit dem PC verbunden werden kann. Weil meinem Testgerät kein USB-Kabel beilag, kann ich leider keine Aussage darüber treffen, wie gut es sich ins Tablet einklinkt.
Weil Micro-USB-Buchsen normalerweise trapezförmig sind, ist es nämlich nahezu ausgeschlossen, ein Kabel verkehrt herum einzustecken. Wie auf dem Bild unten zu sehen, ist dies beim Sony anders. Hier ist die Buchse rechteckig und man muss beim Einstecken des Kabels tierisch aufpassen, dass man es nicht verkehrt herum reinwürgt und das Tablet damit beschädigt. Leider helfen die Symbole auf den Kabeln nicht wirklich weiter, da manche Hersteller die Symbole anderherum auf die Kabel drucken.
An den Micro-USB-Anschluss können auch USB-Sticks angeschlossen werden, sofern dies über ein OTG-Kabel erfolgt. Ein extra Programm zum Übertragen der daten ist nicht notwenig, allerdings muss das Speichermedium in den Einstellungen freigegeben werden. Eine externe USB 3.0-Festplatte und einen USB 3.0-Kartenleser hat das Tablet allerdings nicht erkannt. Woran das lag, weiß ich nicht, möglicherweise stellt der Micro-USB-Anschluss keine vollen 5 V zur Verfügung oder er kommt generell mit USB 3.0-Geräten nicht klar.
Auf der rechten Unterseite sind die Einschübe über die optionale Micro-SD-Karte, mit der die Speicherkapazität um 32 GB erhöht werden kann und der Einschub einer Mobilfunkkarte. Letzterer natürlich nur, wenn vom Gerät unterstützt.
Apropos Klappen: Die Anschlüsse sind deswegen geschützt, weil das Tablet spritzwassergeschützt ist und auch einen kurzen Ausflug in eine größere Pfütze oder die Badewanne verzeiht. Ich habs allerdings nicht ausprobiert.
Die Lauptsprecher befinden sich übrigens links und rechts unten im Gehäuse. Sie lassen sich recht laut aufdrehen und klingen – dem verfügbaren Platz entsprechend – ganzs gut. Basswunder kann man natürlich nicht erwarten, aber für die Größe der Lautsprecher ist es schon ok.
Lieferumfang
Im Karton des Tablets findet sich das Tablet selber, ein USB-Kabel und eine Anleitung. Nicht enthalten ist ein Netzteil, was ich sehr schwach finde. Da Tablets in der Regel einen höheren Ladestrom benötigen, als von den meisten USB-Anschlüssen der PCs zur Verfügung gestellt werden, dauert das Laden des Tablets am PC ohne passendes Netzteil ewig. Selbst die Hersteller preiswerter Geräte legen ihren Tablets ein Netzteil mit. Hier geht Sony den Amazon- bzw. Appleweg, den man aber nicht gutfinden muss.
Softwareausstattung
Sony liefert das Xperia Tablet Z mit Android 4.2.2 aus. Neben den standardmäßigen Apps von Google ist dem Gerät ein recht umfangreiches Paket an Apps beigelegt. Es gibt Apps zum Bilder- und Filme schauen und Musikhören. Praktischerweise unterstützen diese Apps auch DLNA-Geräte, die im Netzwerk hängen. So war es problemlos möglich, Filme, Musik und Bilder von meinem Synology-NAS anzuschauen bzw. zu hören. Um dies auch auf dem Nexus 7 zu haben, musste ich dort erst entsprechende Apps installieren. Ist also bei Sony nicht nötig.
Weil das Tablet eine Infrarotdiode mitbringt (die sich an der Oberseite des Gerätes befindet) kann es auch andere Hifigeräte fernsteuern. Sind diese halbwegs modern, lassen sie sich recht schnell aus der angeboteten Liste der Fernbedienungsapp auswählen.
Mein Hifiverstärker von 1997 lies sich sehr schnell finden und konfigurieren. Auch die Dreambox eines Freundes, sowie dessen AV-Receiver waren kein Problem für die Fernbedienung. Einzig an meinem rund 22 Jahre alten tragbarer CD-/Kassettenrecorder versagte die App. Selbst die Lernfunktion wollte nicht ihrem Namen alle Ehre machen. Während der Kassettenrecorder im Hintergrund immer ein- und ausgeschaltet wurde, verweigerte die App das Lernen des Signals.
Eine witzige Funktion nennt sich TrackID. Damit kann abgespielte Musik erkannt werden. Das ist beispielsweise hilfreich, wenn man mal wissen will, was gerade in der FM-Radio-App gespielt wird. Und wenn Spotify auf dem Tablet installiert ist, kann das gefunde Lied direkt darüber nochmal in besserer Audioqualität abgespielt werden. Ansonsten gibts auch Links, um das Lied (oder Album) zu kaufen.
Beim Memopad von Asus hatten mir die Miniapps gefallen, die man jederzeit aufrufen kann und die sich über laufende Apps legen. Um beispielsweise mal schnell was in der Wikipedia nachzuschlagen, etwas auszurechnen oder schnell etwas zu notieren. Auch beim Xperia Tablet Z gibts diese Miniapps. Sie werden über das Symbol rechts neben der Haussymbol aufgerufen und legen sich immer über die laufen App.
Bedienung
Anfangs hatte ich etwas bedenken, weil solch ein großes Gerät auch meistens etwas schwerer als ein kleines ist. Bei meinem Test des Odys Cosmo damals, fand ich dessen 640 g schon recht viel. Aber das Xperia Tablet Z wiegt rund 160 g weniger und damit ist es bereits so leicht, das man es ohne Probleme länger halten kann.
Filme schauen
Wie ich ja schon öfter geschrieben habe, nutze ich ein Tablet überwiegend zum Lesen im Netz und Filme schauen. Letzteres ist auf dem großen Display natürlich schon schön, aber so groß wie vermutet, ist es im Gegensatz zum Nexus 7 dann doch nicht. Zumindest, wenn ich das Tablet auf dem Nachtschrank stehen habe.
Damit das Tablet in einem passenden Winkel steht, muss es ins Dock oder eine Hülle. Letztere ist zwar universeller nutzbar, allerdings hat sie einen großen Haken. Dafür kann sie allerdings nichts, sondern es ist ein – für mich – Konstruktionsmangel des Gerätes (oder mit Absicht so gemacht, um Docks zu verkaufen). Weil der Stromanschluss auf der Unterseite des Gerätes ist, lässt es sich nicht aufladen, sobald es in der Hülle steht. Es ist schlicht kein Platz dafür. Beim Nexus 7 ist das etwas besser gelöst. Dort ist der Stromanschluss an der schmalen Seite.
Noch ein Wort zum Akku: Ich habe das Gefühl gehabt, dass er allein beim reinen Surfen relativ schnell leer wurde. Das kenne ich vom Nexus 7 gar nicht. Mit diesem kann ich lange surfen, ohne dass sich der Akku sichtbar entlädt. Ich kanns mir beim Sony nur so vorstellen, dass einerseits der Bildschirm recht viel Strom verbraucht und andrerseits der Akku nicht besonders großzügig bemessen ist. Auf eine Höhe von 6,7 mm passt eben nicht so viel Kapazität.
Lesen
Erheblich besser ist allerdings das Lesen von Websites. Die Wikipedia beispielsweise lässt sich auf einem 10″-Gerät westentlich besser lesen. Das liegt einerseits daran, dass man nicht auf die unhandliche mobile Website zurückgreifen muss, bei der jede Zwischenüberschrift eines Artikels extra ausgeklappt werden muss. Das artet mitunter in eine Tipparie aus, die gar nicht notwendig wäre, weil ich in der Regel den kompletten Artikel nacheinander lesen möchte. Aufgrund der recht hohen Punktdichte und der damit verbundenen glatteren Darstellung des Textes muss ich die normale Wikipediaseite auch nicht vergrößern. Kleinere Schriften werden so scharf dargestellt, dass ich sie noch problemlos lesen konnte. Wie in Zeitschriften oder Büchern beispielsweise.
Was mich zum nächsten Punkt bringt. Bisher habe ich eBooks nicht so gern auf Tablets gelesen. Ich kann es nicht mal richtig beschreiben warum. Durch das große Display lassen sich eBooks in den passenden Apps allerdings auch zweispaltig darstellen. So, als hätte man eine Doppelseite vor sich. Wie bei einem Papierbuch. Mit der passenden Blätteranimation und dem richtigen -geräusch wird das Leseerlebnis eines Papierbuchs ziemlich gut simuliert. Der Moon+ Reader Pro hat daran übrigens einen großen Anteil. Fehlt nur noch der Geruch, aber auch den kann man per Spray nachrüsten. ;)
Insgesamt lies sich das Tablet sehr flüssig bedienen, Ruckler oder Aussetzer sind mir nicht aufgefallen.
Die passende Hülle
Weil ich von den eBook-Readern verwöhnt bin, habe ich mir zu Testen eine Hülle gegönnt. Sie ist eine typische Kunstlederhülle, die es erlaubt, das Tablett auch hinzustellen. Eine kleinere mit diesem Konzept habe ich auch für das Nexus 7.
Das Tablet wird an sechs Stellen in der 250 g schweren Hülle stabil und sicher gehalten. Die Hülle für das Sony Xperia Tablet Z sitzt ziemlich stramm. Einmal verkehrt herum in die Hülle gewürgt, lässt sich das Tablet nur sehr schwer wieder entnehmen. Für die Kamera ist auf der Rückseite ein Ausschnitt vorhanden.
Wie auf dem Bild zu sehen, steht das Tablet recht steil in der Hülle, es ist aber noch eine weitere, flachere Position möglich. Diese habe ich benutzt, wenn das Tablet vor mir auf dem Tisch stand. Die steilere Position dann zum Lesen im Bett oder Filme schauen.
Der Deckel der Hülle lies sich anfangs nur mit Gezerre schließen, denn ich hatte den Eindruck, dass die Hülle ein paar Milimeter zu kurz ist. Nach ein paar Tagen allerdings war sie so sehr geweitet, dass sie einigermaßen gut schloss. Die Hülle ist ein Sleepcover, sie schaltet also das Tablet aus, wenn sie geschlossen wird. Beim Aufklappen wacht das Tablet auch wieder auf.
Fazit
Bis auf ein paar Abstriche bin ich vom Sony Xperia Tablet Z recht angetan. Gut hat mir die Verarbeitung des Gerätes gefallen bei der nichts knarzt oder knackt, die solide Softwareausstattung, mit der man gleich loslegen kann, ohne viel in neue Apps zu investieren, das Gewicht und natürlich die Größe des Bildschirms. Weniger gut finde ich das fehlende Netzteil, den Stromanschluss auf der Unterseite und dass der Akku recht schnell nachlässt. Aufgrund des großen Bildschirms mit der hohen Auflösung macht es aber sehr viel Spaß, stundenlang in der Wikipedia (oder auf anderen Websites) zu schmökern oder auch das eine oder andere Buch zu lesen.
Das Xperia Tablet Z kostet derzeit mit LTE-Unterstützung rund 520 €. Wer – wie ich – darauf verzichten kann, bekommt es schon für rund 450 €. Interessanterweise ist das Gerät mit doppeltem internen Speicher (32 GB) nur knapp 10 € teurer als das mit 16 GB.
Für unterwegs würde ich eine Hülle empfehlen, die Getestete kostet knapp 19 €. Für zuhause reicht womöglich das Dock, um das Gerät hineinzustellen und nicht immer die Klappe für den Micro-USB-Anschluss abzufummeln. Es ist mit knapp unter 50 € allerdings nicht gerade preiswert, zumal es offenbar keinen Anschluss für Lautsprecher bietet.