Testbericht: Kobo Aura

  • - Aktualisiert am
  • von Michael
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Seit letztem Herbst gibt es den Kobo Aura und nun hat er auch auch den Weg zu mir gefunden. Ich habe das Gerät ausprobiert und schreibe hier, was mir aufgefallen ist.

Kobo_Aura

Gehäuse und Verarbeitung

Das rund 175 g leicht Gerät besteht im Wesentlichen aus dem Display und 1,2 – 1,7 cm  Rand ringsum zum Anfassen. Außer dem Powerknopf und dem Lichtschalter, die sich beide an der Oberseite des Gerätes befinden, kommt der Aura ohne Hardwaretasten aus. Der Powerknopf ist wie bereits beim Kobo Glo ein Schiebeschalter, der ungefähr 2 s gehalten werden muss, damit sich das Gerät einschaltet. Das ist einerseits etwas ungewohnt, sorgt aber auch dafür, dass der Reader nicht unbeabsichtigt eingeschaltet wird.

Kobo_Aura_Oberseite

Powerknopf (rot) und Lichtschalter an der Oberseite

Der Bildschirm ist plan und schließt auf der Vorderseite bündig mit dem Rand ab. An der Unterseite befindet sich der Anschluss für ein USB-Kabel und ein Einschub für eine max. 32 GB große Micro-USB-Karte. Die Micro-USB-Buchse ist nun übrigens richtig herum eingebaut und zwar so, dass das USB-Symbol auf den meisten Kabeln nun oben ist. Beim Glo war die Buchse noch anders herum eingebaut.

Kobo_Aura_Unterseite

Micro-USB-Anschluss und Slot für Micro-SD-Karte (hier mit eingesteckter Karte) an der Unterseite

Die Rückseite ist gummiert und strukturiert und an den Seiten etwas abgeschrägt. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger, dem Glo lässt sich die Rückseite nicht durch andersfarbige Cover umgestalten.

Der Aura ist im Großen und Ganzen relativ gut verarbeitet, es knarzt nichts. Allerdings scheint bei meinem Testgerät die Displaybeleuchtung am oberen Bildschirmrand am Lichtschalter durch den Gehäuserand.

Lichtaustritt am oberen Gehäuserand in Höhe des Powerknopfes

Lichtaustritt am oberen Gehäuserand in Höhe des Powerknopfes

Bildschirm & Beleuchtung

Im 6″ großen Bildschirm steckt normale E-Ink-Technologie. Um den kompletten Refresh der Seite herauszuzögern, verwendet Kobo hier die sogenannte Waveformtechnik. Hierbei sind über den Bildschirm hinweg unzählige kleine Punkte in einer gitterartigen Struktur verteilt, die bei jedem Umblättern aufgefrischt werden. Beim Blättern wirkt die Seite für einen Moment grau. Theoretisch soll der Blättervorgang wellenförmig ablaufen (daher auch der Name Waveform). Das geschieht aber so schnell, dass es nur sichtbar ist, wenn man sich drauf konzentriert.

Kobo_Aura_Beleuchtung

Ungleichmäßige Beleuchtung mit Helligkeitsverlauf

Die Ausleuchtung des Aura ist etwas unregelmäßig. Es gibt zwar keine störenden Lichteinschlüsse, aber die Beleuchtungsintensität und -farbe nimmt nach unten hin sichtbar ab. Am unteren Bildschirmrand ist bei voller Lichtstärke ein ganz leichtes graues Gitter sichtbar, dass im Lesebetrieb nicht wirklich stört, zumal unten immer die Seitenzahl eingeblendet wird. Um die Helligkeit zu regeln, reicht es aus, mit zwei Fingern übers Display nach oben (heller) oder unten (dunkler) zu wischen. Alternativ lässt sie sich auch übers Menü einstellen, wo dann auch die Intensität in Prozent angezeigt wird.

Die Darstellung der Schrift geht in Ordnung, bei eingeschalteter Beleuchtung ist sie allerdings blasser als ohne. Das liegt an der Beleuchtungsschicht, die sich zwischen Schrift und Deckglas befindet. Das Ghosting, also das Stehenbleiben von Elementen der Vorgängerseite, ist sehr gering und wenn vorhanden, dann nach dem nächsten Blättern meist schon wieder verschwunden.

Bedienung

Wie oben schon geschrieben, wird der Aura komplett per Berührung bedient. Das Blättern im Buch geschieht per Tippen oder Wischen, letzteres ist durch die glatte Front besonders angenehm.

Die Startseite zeigt neben dem zuletzt gelesenen eBook auch den Lesefortschritt (sofern er in den Einstellungen aktiviert wurde), die neuesten Bücher in der Bibliothek und den Zeitpunkt der letzten Synchronisation.

Die Bücher selbst können in der Bibliothek in Sammlungen verwaltet werden, die entweder selbst angelegt werden oder die Einträge in den Metatags der eBooks berücksichtigen. Eine selbst angelegte Ordnerstruktur auf dem Gerät ignoriert das Gerät.

eBooks lesen

Der Aura unterstützt von Haus aus diese eBookformate: EPUB (mit und ohne DRM), PDF (ebenfalls mit oder ohne DRM) und Mobi. Außerdem unterstützt er natürlich Kobos eigenes, erweitertes EPUB-Format KEPUB. Der Unterschied zum normalen EPUB-Format besteht darin, dass in der Kopfzeile der Buchtitel angezeigt wird und in der Fußzeile das Kapitel. Außerdem hat der Aura mit dem KEPUB-Format nicht das Problem, dass immer mal wieder textlose Bereiche im unteren Bereich der Seite vorkommen.

eBooks können nach wie vor nicht im Querfomat gelesen werden, das ist nur PDF-Dokumenten vorbehalten. Die Schriftgröße kann nun direkt im Buch per Vergößerungs- oder Verkleinerungsgeste geändert werden, für alle anderen Einstellungen muss das Menü aufgerufen werden. Dort lassen sich Schriftart und -größe, Zeilen- und Randabstand und die Ausrichtung des Inhaltes wählen. Die Silbentrennung ist immer aktiv. Bei den vorinstallierten Schriften lässt sich zusätzlich noch die Stärke einstellen.

Leider werden für Schriftgröße, Schärfe, Zeilen- und Randabstand keine Werte angezeigt, sondern nur Schieberegler. Das macht es etwas mühsam, in jedem Buch die gleichen Einstellungen zu wählen. Hier wäre es schöner, wenn die Darstellung buchübergreifend funktionieren würde.

Eigene Schriften müssen im Verzeichnis “fonts” liegen, dass im Hauptverzeichnis des internen Speichers angelegt werden muss. Die Schriften müssen im TrueType-Format vorliegen.

Texte in eBooks können markiert, mit Notizen versehen, im Wörterbuch nachgeschlagen oder übersetzt werden. Standardmäßig sind diese Wörterbücher installiert: Deutsch, Englisch, Deutsch – Englisch, Englisch – Deutsch, Spanisch – Englisch, Französisch – Englisch, Italienisch – Englisch und Portugiesisch – Englisch. Weitere Wörterbücher gibt es nicht, es lassen sich auch keine weiteren installieren. Darüber hinaus kann der markierte Text bei Wikipedia oder Google nachgeschlagen oder per Facebook geteilt werden.

Webartikel lesen

Beim Surfen im Netz gibts hin- und wieder Artikel, die zu lang sind, um sie am PC zu lesen. Oder man möchte die Artikel einfach unterwegs auf dem Weg zur Arbeit oder Nachhause lesen. Dann muss der Artikel irgendwie den Weg auf den Reader finden.

Kobo arbeitet hier mit Pocket zusammen, einem kostenlosen Webdienst, in den die gewünschten Artikel gespeichert werden. Pocket entfernt alles, was nicht zum Artikel gehört und speichert nur den reinen Text und ggf. dazugehörige Bilder. Diese Artikel lassen sich dann mehr oder weniger automatisch auf den Aura laden und damit lesen.

Kobo nach Hause telefonieren …

Ein ziemlicher Hammer ist mir auch noch aufgefallen. Offenbar trackt der Aura alle Aktionen, die auf dem Gerät gemacht werden (vom Antippen eines Menüpunktes über die Änderung der Schriftart bis zum Fertiglesen eines eBooks) und sendet sie per Google Analytics in die USA. Damit dürfte es möglich sein, entsprechende Nutzungsprofile zu erstellen. Zusammen mit der Zwangsregistrierung bei Kobo und dem Einrichten eines persönlichen Benutzerkontos mit Zahlungsinformationen, die man zum Kaufen von eBooks bei Kobo angegen muss, lässt sich das schön personalisieren.

Um das Tracken abzuschalten, kann zwar das WLAN deaktiviert werden, aber damit nimmt man sich auch alle Möglichkeiten ins Netz zu gehen oder die Pocketfunktion zu nutzen. Es ist möglich, die Option “Leseaktivitäten verfolgen” in den Leseeinstellungen zu deaktivieren, aber ob das nur den Lesefortschritt betrifft oder ob das Gerät weiterhin jegliche Interaktion mit der Oberfläche weitermeldet weiß ich nicht. Im Zweifelsfalle einfach die Datei “Analytics.conf” im Verzeichnis “.kobo/Kobo” mit einem Texteditor öffnen und den Inhalt rauslöschen. Danach speichern und die Datei über die Dateieigenschaften mit einem Schreibschutz versehen. Der verhindert, dass das Gerät die leere Datei nach einem Neustart durch eine neue, wieder gefüllte ersetzt.

Was gibts sonst noch?

In den Einstellungen unter “Beta Features” verstecken sich hier ein paar Spiele und der Browser, mit dem im Web gesurft werden kann. Ist Pocket aktiviert, können neue Artikel auch direkt über den Browser hinzugefügt werden. Der Browser ist recht umfangreich und im Gegensatz zum Browser im Kobo Glo muss jetzt bei Eingabe eine Webadresse das http:// angegeben werden. Der Browser ergänzt es nun automatisch.

Zusammenfassung

Das könnte für den Kobo Aura sprechen

  • Beleuchtung
  • WLAN
  • Bedienung per Touch
  • Flache Vorderseite
  • Geringes Gewicht
  • Onleihe kann benutzt werden
  • Wörterbücher vorhanden
  • Webartikel per Pocket-Dienst importierbar
  • Eigene Schriften können installiert werden

Das könnte gegen den Kobo Aura sprechen

  • Zwangsanmeldung des Gerätes bei Kobo
  • Standardmäßige Ausspionierung aller Interaktionen auf dem Gerät
  • Querformat nur bei PDFs möglich

Preise & Bezugsquellen

Fazit

Der Kobo Aura ist ein kleiner, leichter und moderner eBook-Reader. Er liegt angenehm in der Hand und obwohl der von den Abmessungen eher zu den kleineren Geräten zählt, hatte ich nie den Eindruck, dass er nicht genug Platz für den Daumen bietet. Die platte Oberfläche sorgt einerseits dafür, dass das Gerät wie aus einem Guss ist, hilft aber auch bei der Reinigung, da sich der Staub nicht mehr in den Ecken sammeln kann.

Gut gefallen hat mir, das geringe Ghosting, die schöne Benutzeroberfläche und die vielen Einstellungsmöglichkeiten, weniger gut, dass man sich noch immer bei Kobo registrieren muss, um das Gerät in Betrieb zu nehmen. Und dass das Gerät von Haus aus jegliche Interaktion weiterpetzt.

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Michael SonntagMichael Sonntag beschäftigt sich mit allem, was mit dem Lesen ohne Papier als Trägermaterial zu tun hat. Also mit eBook-Readern, Tablets und dem ganzen Drumherum.

7 Kommentare

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  1. Schalk sagt:

    Welche Formate kann man mit dem Gerät lesen?
    PDF und epub, aber was sonst noch?

  2. christian sagt:

    ich habe mir das kobo aura gekauft und finde das ding ist eine bodenlose frechheit. sie machen es dem endbenutzer schwer eigene pdfs aufs gerät zu laden. es ist mit der firmen-internen software unmöglich. auch mit software die man von kobo runterlädt geht es nicht. aber bücher kaufen geht problemlos. man muss sich von adobe digital runterladen damit man z.b. vorlesungsskripte auf das gerät laden kann. weiterhin ist es nicht möglich notizen oder anmerkungen hinzuzufügen, es sei denn in bücher die man gekauft hat.
    war ein fehler dieses ding zu kaufen. hatte mich jedoch zu spät entschloßen es zurück zu geben sodass mein rückgabe recht verwirkt war. scheis diktatorische restriktive firmenpolitik. ich habe sogar bei kobo angerufen und mit einem höheren tier gesprochen. er wollte mir verklickern das die notiz funktion deshalb nicht funktioniert um urheberrechte zu schützen. lächerlich ! schließlich geht man ja auch in die buchhandlung kauft sich ein reales buch und kann dann zuhause reinkritzeln wie man lustig ist ohne den autor nach der erlaubnis fragen zu müssen. wir werden langsam aber sicher stückweise in unserer freiheit beraubt. nicht uneterstützen diese mafia !

  3. Franz sagt:

    Hallo,

    Vielen Dank für Ihre wertvolle Testbericht, weil ich bald eine Kobo Aura kaufen möchte. Habe viele Forums und Testberichte gelesen, und in einem solchen Testbericht habe ich gefunden, das nach jedem Schriftaenderung “é,í,ű,ő” Buchstaben können nicht richtig dargestellt weden, nur beim original Schrift sind diesen Buchstaben OK. Deswegen möchte ich Sie fragen, ob diese Erklaerung wirklich war ist?

    Vielen Dank im Voraus.

    Mit freundlichen Grüßen:
    Franz aus Ungarn

    • Franz sagt:

      Guten Tag,

      Gestern habe ich ein PocketBook Touch Lux 3 von Osiander bestellt, deswegen ist Ihre Antwort jetzt nicht mehr wichtig. Trotzdem Danke für den Testberichten, ich wünsche Ihnen Alles Gute.

      Mit freundlichen Grüßen:
      Franz aus Ungarn

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