Letzte Woche habe ich den Kindle Touch getestet, heute ist der Sony PRS-T1 dran, den mir Sony Deutschland freundlicherweise als Testgerät zur Verfügung gestellt hat
Er kostet mit rund 150,- rund 20,- mehr als der Kindle Touch und ist somit das teuerste Gerät in meinem Test. Mal schauen, ob er seinen Preis wert ist…
Hardware
Der Sony PRS-T1 ist im Gegensatz zum Kindle Touch etwas schmaler aber ungefähr gleich hoch. Wie dieser hat er ein 6″-Display mit IR-Touch eingebaut. Der Reader wiegt mit rund 170g ca. 50g weniger als der Kindle, was man deutlich spürt. Der nutzbare interne Speicher beträgt 1,38 GB. Das scheint auf den ersten Blick im Gegensatz zu den 3 GB wenig, allerdings lässt sich der Speicher durch eine externe Micro-SD-Karte erweitern. Meine 16 GB-Karte hat das Gerät anstandslos erkannt. Im Unterschied zu den anderen Readern verschwindet die Micro-SD-Karte hinter einer Gummiklappe im Gerät. Die externe Speicherkarte ist dann sinnvoll, wenn das Gerät neben eBooks auch mit Musik bestückt werden soll. Zu diesen Zweck hat das Gerät einen 3,5″-Kinkenstecker an dem ein Kopfhörer oder Aktivlautsprecher angeschlossen werden können.
Anders als der Kindle Touch besitzt der Sony neben dem Einschaltknopf, der sich auch hier an der Unterseite des Gerätes befindet, fünf weitere Hardwaretasten. Über diese kann zurück- und weitergeblättert, die Startseite und das Menü aufgerufen werden. Außerdem gibt es eine “Zurück”-Taste, mit der wieder zur zuletzt benutzen Funktion zurückgekehrt werden kann.
Bücher werden auf dem Sonygerät durch wischen vor- bzw. zurückbelättert. Standardmäßig wird durch einen Wischer nach links weiter und mit einem Wischer nach rechts zurückgeblättert. Die Wischrichtung lässt sich aber auch umkehren.
Jeder Blättervorgang blendet ein Schwarzbild ein, um den Bildschirm aufzufrischen, sodass das Blättern nicht so geschmeidig aussieht wie beim Kindle, der dies nur alle sechs Blättervorgänge macht. Dabei kann der Sony auch nur Teile des Textes aktualisieren ohne die gesamte Seite aufzufrischen. Beim Audio-Player sieht man das ganz gut an der Zeitanzeige. Vielleicht optimiert Sony dies mit einer neuen Firmwareversion? Allerdings fällt die Schwarzblende beim Lesen nach ein paar Minuten nicht mehr auf.
Das Display basiert auf der Pearl-eInk-Technologie, wie auch das Display des Kindle. Trotzdem wirkt es nicht ganz so kontrastreich, aber nicht schlechter, nur anders. Ich führe das auf die anderen Schriften zurück, die nicht ganz so durchdacht, wie die drei Schriften des Kindles wirken. Der Sony bringt sieben Schriften mit und unterstützt zusätzlich noch die ggf. im eBook eingebettete. Damit kann man dann die Schrift einstellen, mit der man am Besten klar kommt. Bei manchen eBooks ist es dennoch nicht möglich, die Schriftart zu ändern. Woran das liegt, ist mir allerdings nicht klar. Um die Größe der Schrift zu ändern, stehen acht Stufen zur Verfügung. Leider kann man auf dem Sony weder den Zeilenabstand noch die Randbreite einstellen.
Der Sonyreader hat ebenso wie der Kindle Touch WLAN eingebaut, um im Internet zu surfen. Ich hatte allerdings das Gefühl, dass der Reader das WLAN in eine Art Standby versetzt, wenn es nicht gebraucht wird. Das würde die relativ langen Aufwachzeiten erklären. Beim Kindle Touch sprang die WLAN-Verbindung schneller wieder an.
Unterstützte Formate
Der Sony PRS-T1 kann mit eBooks im EPUB-, und Textformat und mit PDFs gefüttert werden. EPUB und PDF können auch als DRM-geschützte Dateien vorliegen. Damit der Sony diese anzeigt, müssen sie mit Adobe Digital Editions auf den Reader geladen werden. Außerdem zeigt der Reader JPG, GIF, PNG und BMP-Bilder an und spielt MP3 und ungeschützte AAC-Musikdateien ab.
Bedienung
Aufgrund der Funktionweise des Touchdisplays (siehe Kindle Touch-Testbericht) blättert das Gerät manchmal eine Seite zu viel, z.B. wenn man sich mit dem Daumen nur in der Nähe des Displays befindet. Dann ist es angenehm, mit demselben Finger zurückzublättern, mit dem man auch vorgeblättert hat. Beim Kindle kommt das auch vor, nur muss man dort immer einen Finger der anderen Hand nehmen, weil der Zurückblätterbereich auf der linken Seite des Displays liegt. Durch die Wischgesten ist das beim Sony besser gelöst.
Lesen im Querformat ist möglich, allerdings dreht sich die Anzeige (wie beim Kindle) nur einmal um 90° nach links. Durch die Hardwaretasten kann dann auch mit der linken Hand recht gut weitergeblättert werden. Gut für Linkshänder.
Der Reader zeigt im Gegensatz zum Kindle Seitenzahlen an. Allerdings sind die Seitenzahlen immer fest aufs Dokument bezogen, sodass es häufig vorkommt, dass man sich beispielsweise auf Seite 27-28 von 200 befindet. Ist auf den ersten Blick ungewohnt, aber allemal besser als die furchbare Positionenanzeige (und die bei langen Büchern ungenaue Prozentanzeige) beim Kindle, die man so gar nicht einordnen kann.
Menüs
Das Startmenü ist sehr übersichtlich gegliedert, es zeigt das zuletzt gelesene Buch mit Cover an. Auch für die letzten drei hinzugefügten Bücher werden die Cover dargestellt. Zugriff auf alle Bücher gibt es über die Schaltfläche “Bücher”, die auch gleich mit anzeigt, wieviele Bücher sich auf dem Gerät befinden. Zeitungen oder mit Calibre übertragene Nachrichten werden als “Periodika” zusammengefasst. Ebenso können die Sammlungen, in denen die Bücher zusätzlich sortiert werden, von der ersten Seite der Startseite erreicht werden. Es gibt auch einen Link in den Reader Store, der leider in Deutschland nicht funktioniert.
Auf der zweiten Seite gibt es in der Rubrik “Netzwerk” eine Schaltfläche für Google Books, die leider auch wieder nur auf den funktionslosen Reader Store verlinkt. Ebenso nutzlos ist der Link “Erworbene Inhalte”. Hier hätte ich mir gewünscht, dass er die in anderen Shops oder sonstwie heruntergeladenen eBooks anzeigt, die man via eingebautem Browser erreichen kann.
Während des Lesens können Notizen angelegt werden. Das können sowohl markierte Textstellen sein, wie auch handschriftliche oder gemalte Notizen. Für letzteren Zweck liefert Sony einen Stift mit. Dieser kann allerdings nicht direkt am Gerät befestigt werden, sodass er zienmlich schnell verloren gehen könnte. Da man aber auch mit dem Finger gut zeichnen kann ist der Stift nicht wirklich notwendig. Auf diese Notizen und die mitgelieferten Wörterbücher kann in der Rubrik “Referenz” auf der zweiten Seite der Startseite zugegriffen werden.
Über die Wörterbücher muss ich noch einen Absatz verlieren. Sony liefert eine stattliche Auswahl an Wörterbüchern mit, allerdings handelt es sich dabei samt und sonders um Übersetzungswörterbücher. Ein Universalwörterbuch, was einfach den markierten Begriff erklärt ist nicht dabei. Hier ist der Kindle besser bestückt, er erklärt standardmäßig die markierten Begriffe. Sofern eine WLAN-Verbindung besteht, kann der Sony allerdings auch in der Wikipedia oder auf Google danach suchen. Nützt unterwegs allerdings wenig.
Zurück zur zweiten Seite der Startseite. Neben den oben genannten Funktionen ist hier noch der Zugriff auf die Bilder, die Musik und die Einstellungen möglich. In letzteren können etliche, das Gerät betreffende Dinge konfiguriert werden. Ein paar Einstellungen möchte ich herausheben, weil sie bei den anderen Readern so nicht unbedingt vorkommen. So ist es möglich, die Standardschriftgröße für alle Bücher zu setzen oder die Bilder, die im Standby-Modus angezeigt werden. Die Browsereinstellungen sind auch ziemlich umfangreich.
PDF-Anzeige
Im Kindle Touch-Testbericht hatte ich schon davon abgeraten, PDFs auf eBookreadern zu lesen. Beim Sony ist das im Prinzip auch so. Er bietet zwar die Möglichkeit, den weißen Rand von PDFs zu beschneiden, um den Inhalt besser ins Display anzupassen, aber bei der bisweilen doch sehr kleinen Schrift der Dokumente bringt das nicht viel. Dreht man den Reader ins Querfomat verliert er zudem diese Einstellung. Er lässt sich dann auch nicht neu justieren. Schade, denn gerade im Querformat hat man etwas mehr Platz für den Text. Eine weitere Möglichkeit ist das sogenannte Textreflow. Dabei wird der Text aus dem PDF herausgelöst und neu formatiert angezeigt. Leider ist der Prozessor des Readers zu langsam, sodass mehrere Sekunden vergehen, bis die Seite lesbar aufgebaut ist. Das Lesen der PDFs macht somit keinen Spaß, wenn man immer eine halbe Minute warten muss bis es weiter geht.
Mein erstes Fazit
Im Vergleich zum Kindle ist mir der Sony etwas zu leicht.
Er hat das gleiche Display wie der Kindle und bietet insgesamt mehr Einstellungen. Beim Umblättern bin ich zwiegespalten. Einerseits ist das Wischen dann praktisch, wenn man schnell zurückblättern will, aber das Tippen des Kindles ist einfacher. Am besten wäre eine Kombination aus beidem. Die Startseite ist durch die Darstellung der Coverbilder und der insgesamt besseren Einteilung erheblich besser als die des Kindle. Die größere Schriftauswahl finde ich beim Sony besser, da man so immer mal das “Gesicht” der Bücher wechseln kann und damit nicht ein Buch wie das andere aussieht. Ist bei richtigen Büchern ja auch so.
Was mir beim Sony fehlt, ist die direkte Verbindung zum Buchladen. Mag sein, dass der Reader Store in anderen Ländern funktioniert, ich finde es schade, dass Sony es nicht schafft, ihn rund ein Jahr nach Einfühung des Gerätes auch in Deutschland freizuschalten. Klasse wäre, wenn Sony einen ähnlichen Dienst wie Amazons Whispernet anbieten würde, der per Mail gesendete Webseiten oder Dokumente per WLAN aufs Gerät schickt.
Alles in allem ist das Gerät aber doch recht ausgereift. Wer ein leichtes Gerät den Vorzug gibt, Bücher im EPUB-Format direkt lesen oder eine Onleihe benutzen will, kann bedenkenlos zugreifen.
Hallo Michael,
wie bekommt man denn die Onleihe Bücher der Bücherei per WLAN direkt auf den Sony Reader? Ich will den Umweg über den PC auf Dauer vermeiden. Meine Schwiegermutter hat den Kindle WLAN und kann damit direkt über den Kindle per WLAN die Bücher laden. Geht alles super, nur kein EPub. Wir überlegen nun den Sony zu kaufen, da sie auch Bücher über die Onleihe laden will. Es muss für sie möglichst unkompliziert sein:). Wäre schön, wenn Du mir hierzu einen Link schicken könntest oder was schreiben.
Vielen Dank im Voraus. Sandra
Ohne PC ist mir kein Weg bekannt, da die Dokumente erst per Adobe Digital Edition für den Reader freigeschaltet werden müssen. Und dass geht nur über den PC. Ich finde sowieso, dass der Kindle mit seinem Ökosystem gerade für Leute, die sich nicht mit dem PC auskennen, das bessere Gerät ist. EBooks von Amazon können sieben Tage lang zurück gegeben werden, was ja auch eine Art “Leihe” ist.
Hallo Michael,
danke für Deine schnelle Antwort. Die Registrierung über den PC ist nicht das Problem. Die Onleihe Bücherei ist halt als Büchereimitglied, das seine Jahresgebühr bezahlt hat, kostenlos. Der Kindle ist natürlich am bezahlbaren Angebot super, jedoch nicht für EPub geeignet. Es kommt ja der Nachfolger des Sony demnächst raus u zur Not geht es über den Browser des Sony. Mal gucken. Schönen Sonntag noch.
Sandra
…die Antwort könnte nur ein klein wenig dauern, da Micha gerade für einige Tage unterwegs ist.
Hallo Michael,
ich habe eine Frage, die mir bisher niemand beantworten konnte/wollte.
Du schreibst der Sony und der Kindle haben Wlan um im Internet zu surfen. Mir geht es eigentlich nur darum ob man einfach Internetseiten öffnen kann. Ich möchte also eigentlich nicht wirklich damit surfen (was sicher auch wenig Sinn macht). Ich habe ein Onlinekochbuch, dass ich mir gerne mit meinem Reader öffnen möchte, das Rezept aussuchen und anzeigen lassen. Geht das mit den Geräten? Geht das auch mit dem Kindle Paperwhite?
Ich hoffe du kannst mir helfen. Danke.
Ja, das geht bei allen (außer dem [livro], aber der ist noch nicht erhältlich). Beim Sony ist der Browser direkt über die Startseite erreichbar, beim Kindle muss man dazu ins Menü der Startseite und dort die Beta-Funktionen wählen. Dort ist dann der Browser verfügbar.
Hallo Michael, ich bin seh froh, das ich über deine Seite “gestolpert” und ahbe gerade auf deine Empfehlung das Pocketbook für meine Tochter bestellt. Ich habe einen Sony reader PRS T1, ich finde ihn super, vor allem weil er so schön leicht ist. Aber ich bin auf der Suche nach einer Hülle für ihn, die aber auch so schön leicht sein soll. Hat du da einen Vorschlag?? Die von Gecko sind schön aber die verdoppeln quasi das Gewicht das Readers. Danke schon mal im Voraus, Beate
Nunja, die Hüllen haben eben ihr Eigengewicht. Mit dem Sony hast du das “Problem”, dass er so leicht ist. Kindle und Konsorten wiegen leicht mal 40-60g mehr, sodass das Gewicht der Hülle nicht wirklich stört.