Ich hatte im Testbericht zum Kindle bereits geschrieben, dass er sich nicht so gut zum Lesen von PDFs eignet. Da die Frage aber immer mal wieder in den Kommentaren auftaucht, obs nicht doch geht, widme ich diesem Thema einen eigenen Artikel.
PDF vs. eBook-Formate
Zunächst aber ein wenig Hintergrundwissen zum Thema PDF. Ich zitiere aus der Wikipedia:
“Ziel war es, ein Dateiformat für elektronische Dokumente zu schaffen, das diese unabhängig vom ursprünglichen Anwendungsprogramm, vom Betriebssystem oder von der Hardwareplattform originalgetreu weitergeben kann. Ein Leser einer PDF-Datei soll das Dokument immer in der Form betrachten und ausdrucken können, die der Autor festgelegt hat. Die typischen Konvertierungsprobleme (wie zum Beispiel veränderter Seitenumbruch oder falsche Schriftarten) beim Austausch eines Dokuments zwischen verschiedenen Programmen entfallen.”
Dieser Vorteil von PDF ist in Bezug auf die eBook-Reader ein gewaltiger Nachteil. Denn die Formate, die ein eBook-Reader anzeigen kann, sind ganz anders aufgebaut. Bei diesen kann er Ersteller des Dokuments maximal die Schriftart, -größe und -farbe festlegen. Wieviel Text auf eine Seite passt und ob die Schrift vergrößert oder verkleinert werden kann, bestimmt der Anwender, also derjenige, der den eBook-Reader in der Hand hält.
Wir haben also zwei Konzepte, die unterschiedlicher nicht sein können. Beim ersten bestimmt der Ersteller wie das Dokument auszusehen hat und beim letzten der Anwender. Das ist auch der Grund, warum es so schwer ist, PDF auf den kleinen 6″-Bildschirmen darzustellen. Einige Reader (wie der Sony PRS-T1 oder entsprechende Apps für Smartphones und Tablets) versuchen das Problem zu lösen, indem sie den gesamten Text aus dem PDF herauslösen und neu zusammengesetzt darstellen. Das geht leidlich, denn meist werden auch Kopf- und Fußzeilen bzw. Seitenzahlen übernommen, die dann in den Text eingebaut werden und den Lesefluss stören. Die Möglichkeit, den Text aus den PDFs zu ziehen, nennt man “reflow”.
Um das PDF entspannt lesen zu können, empfiehlt es sich generell, den Kindle auf Querformatsbetrieb umzustellen. Dazu während das Buch geladen ist, mit einem Klick auf den oberen Bildschirmbereich das Menü erscheinen lassen. Dann den “Menü“-Knopf antippen und “Querformat” wählen.
Je nachdem, wie komplex das PDF aufgebaut ist, lässt es sich besser oder schlechter lesen. Erfahrungsgemäß lässt sich ein PDF, was per Officeprogramm erzeugt wurde, besser lesen, als eins, was den Schwerpunkt aufs Aussehen legt.
Ein paar Beispiele
Als erstes Beispiel ein Vorlesungsskript, das ich mir aus dem Netz gezogen habe. Zunächst das Dokument im Hochformat:
Ich gebe zu, dass es auf dem Bild durchaus lesbar aussieht, dennoch wird die Schrift sehr klein dargestellt. Im Querformat sieht das schon etwas anders aus und das Skript ist gut lesbar. Beim Blättern wird die Seite so lange durchgescrollt, bis sie auf die nächste umgeblättert wird.
Das nächste Beispiel zeigt das Dokument “Technik satt” des Boxenbauers Günther Nubert. Zunächst wieder einmal im Hochformat:
Aber auch im Querformat ist es auf dem Kindle komplett unleserlich, weil zu klein:
Wie man an beiden Beispielen sehen kann, kommt es immer auf das PDF selbst an, ob und wie gut es auf einem eBook-Reader dargestellt werden kann.
Eine Lösung, um das letzte Beispiel lesbar zu machen, wäre eine Umwandlung in ein reines eBook-Format. Allerdings treten hier die gleichen Probleme, wie bei der reflow-Funktion der Reader auf.
Dennoch möchte ich die drei Möglichkeiten, ein PDF auf den Kindle zu bekommen, näher beschreiben.
Konvertieren per Calibre
Mit Calibre können PDFs umgewandelt werden. Auch hier kommt es auf die Komplexität des Dokuments an, wie gut das funktioniert. Interessant finde ich den Satz des Calibreentwicklers in der Programmhilfe, der die ganze Umwandelei richtig einschätzt:
“PDF is a terrible format to convert from. (PDF ist ein furchtbares Ausgangsformat)”
Dennoch ist es möglich, PDF umzuwandeln. Dazu einfach das entsprechende Dokument in die Calibrebibliothek importieren, das Dokument mit der rechten Maustaste anklicken und “Bücher konvertieren/Einzeln konvertieren” auswählen:
Oben rechts das Zielformat auswählen. Für den Kindle ist das MOBI, für alle anderen Reader EPUB. Und dann machen lassen. Wer mag oder muss, kann links in den Einstellungen noch die optimalen Einstellungen herausfinden. Ansonsten gehts auch halbwegs so.
Nach dem Konvertieren, kann das Dokument dann per Kabel (oder Whispernet) auf den Kindle geladen werden. Dabei aufpassen, dass nicht das PDF hochgeladen wird.
PDF von Amazon selbst umwandeln lassen
Eine weitere Möglichkeit ist es, das PDF per E-Mail an die von Amazon vergebene E-Mailadresse zu schicken. Dann wird das Dokument von Amazon selbst in ein lesbares Dokument gewandelt. Manchmal (wie das von mir getestete Lightroom 4-Handbuch) wird das Dokument so gewandelt, dass es problemlos im Hochformat gelesen werden kann. Ansonsten wird das PDF einfach so belassen wie es ist, nur die Dateiendung wird geändert.
Vorteil (oder auch Nachteil) dieser Möglichkeit ist es, dass das Dokument auch im Kindlearchiv auf der Amazonseite auftauscht und jederzeit erneut heruntergeladen werden kann.
PDF per Rechner auf den Kindle laden
Und zum Schluss kann das PDF natürlich auch ganz normal per Rechner auf den Kindle kopiert werden. Dazu muss er per mitgeliefertem USB-Kabel mit dem Rechner verbunden werden. Das PDF-Dokument kommt ins Verzeichnis “documents” auf dem Kindle. Nachdem der Kindle wieder vom Rechner getrennt wurde, wird das PDF in der Liste angezeigt. Dass es ein PDF ist, wird durch ein kleines Symbol links neben dem Titel angezeigt.
Fazit
Es gibt also verschiedene Möglichkeiten, PDFs auf den Kindle zu bekommen, um sie dort zu lesen. Für mich ist das alles aber nur ein Notnagel, ich verzichte soweit es geht auf PDFs auf dem Reader. Wer den Kindle allerdings zum Lesen von Vorlesungsskripten einsetzen möchte, dürfte bei den wenig komplexen Dokumenten keine Probleme haben.
Danke für den Artikel.
Schade, dass so viele Verlage ihre E-Books weiterhin als PDF veröffentlichen. Das mag ja schön aussehen, aber zum Lesen ist mir dann oft selbst mein Netbookdisplay zu klein.
Hoffentlich wird epub da noch einiges an Bedeutung gewinnen. Die Ergebnisse mit Calibre sind zwar oft ganz gut, aber eben nie perfekt.
Kommt halt aufs PDF an. Meine Erfahrungen mit der Umkonvertierung von PDF nach EPUB sind eher negativ. Aber vielleicht bin ich einfach zu pingelig. Ich mag es nicht, wenn sich im EPUB die Seitenzahlen auf jeder Seite wiederholen. Aber du hast Recht, wenn du dir wünschst, dass die Verlage gern stärker auf EPUB setzen können. Heise macht es ja jetzt auch. Einige Neuerscheinungen lassen sich sowohl im Kindlefomat, als auch via beam-ebooks als EPUB kaufen.
Hallo,
Ich bin gerade dabei mich auf dem Ebook-Reader Markt umzuschauen.
Da ich schon einige Bücher im ePub -/ PDF Format habe war ich nicht ganz sicher welcher Reader in Frage kommt. Deine Seite ist echt gut. Tolle Arbeit.
Trotzdem würde ich von Dir gegen wissen welchen Reader Du favorisierst.
Gruß Ulli
Momentan ist es dieser.
Hallo Michael,
ich habe auf meiner Webseite mehrere PDFs stehen, von denen ich den einen oder anderen Artikel gern auf den Kindle Paperwhite (gekauft im Dezember 2012) übertragen wollte. Nach mehreren unbefriedigenden Versuchen (siehe oben) habe ich einen Weg herausgekitzelt, in dessen Ergebnis das E-Book den Artikel so zum Lesen darstellt, wie es der PDF-Reader auf dem PC-Bildschirm erlaubt – nur eben auf das E-Book-Display zugeschnitten.
Der Weg dazu war folgender: (Meine Artikel hatte ich in Powerpoint erarbeitet und vom Powerpoint ausgehend als PDF vorzuliegen).
1. Ich habe aus dem PDF- ein Word-7-Dokument (dox) gemacht (mit PDF zu Word).
2. Ich habe mir in Word 7 eine Vorlage erstellt, indem ich das Word-7-Dokument (Buch) zuerst einmal textlich überarbeitet und die enthaltenen Bilder gedreht habe u. s. w.
3. Habe ich das Seitenformat des Word-7-dox (Buch) genau auf die Größe des Paperwhite-Displays getrimmt.
4. Habe ich in der Layout-Ansicht von Word-7 nocheinmal Anpassungen vorgenommen, z. B. Schriftgröße (14p), Blocksatz, Bildgröße an Seitengröße angepasst usw.
Nun hatte ich schon das neue E-Book als Word-7-Buch vorzuliegen. Aus Word heraus habe ich ein PDF gemacht und das per E-Mail an meinen Kindle geschickt, wo es nach dem Synchronisieren ganz artig sich als neues Buch mit der Kennzeichnung als PDF unter den anderen Büchern eingereiht hat. Da ich die Seitenabmessungen, die Buchstabengröße usw. vorher auf lesbare Kindle-Größe gebracht hatte, konnte ich das Buch so, wie ich es per E-Mail rübergesandt hatte, hervorragend lesen. “Natürlich” funktionirten auch alle Links ordnungsgemäß. Lediglich mit den Bildern musste zuvor ich etwas experimentieren (ein Bild auf eine Seite), genau so mit Zeilen- und Seitenumbrüchen (bei der Erstellung des Word-7-dox (Buch) ). Aber mit dem Ergebnis konnte ich (besser: meine Frau) zufrieden sein.
Ich gebe zu, dass das Verfahren nicht jedermanns Sache ist, es ist natürlich auch viel einfacher, wenn man von Beginn an einen Word-Text in die Word-Vorlage kopieren kann, aber – es funktioiert.
Mit freundlichen Grüßen Heinz Haase
Danke für die umfangreiche Anleitung.
Gerne kann ich das betr. E-Book als PDF sowie als kindleformatierte Datei (MOBI) als Beispiel zum Lesen übersenden. Allerdings benötige ich für diesen Fall eine E-Mail-Adresse, an die ich die Dateien übersenden kann. – Wie gesagt, falls das Interesse daran besteht.
Beste Grüße Heinz Haase
Hallo Michael,
vielleicht kannst du mir weiterhelfen? Ich möchte einer Testleserin Teile meines Roman-Manuskripts auf e-book lesen lassen (Kindle). Möchte aber auf jeden Fall nur ein PDF aus der Hand geben. Ist es auch ohne großartige Software und ohne auf Amazon damit zu gehen (Copyright!), möglich, meine PDF-Datei so zu gestalten, dass es auch auf e-book gut lesbar ist?
Liebe Grüße
Micha
Wenns denn unbedingt ein PDF sein soll, dann versuch mal eins ohne Seitenränder zu machen. Dann könnte es deine Testleserin vermutlich im Querformat am Besten lesen. Was spicht denn gegen EPUB? Kopierschutzmtechnische Vorbehalte?
Danke für den Tipp!
LG
Da ich es mit Calibre nicht hinbekomme PDF (auch 2-spaltige) vernünftig in EPUB zu konvertieren mache ich das mit dem Uraltprogramm Stanza Desktop das zwar von Amazon aufgekauft und beerdigt wurde aber im Netz noch zu finden ist. Dieses Programm macht das hervorragend und sehr sehr schnell allerdings mit dem Nachteil dass immer nur eine Datei konvertiert wird.
Deshalb bin ich auf der Suche wie ich das Batchmässig hinbekomme.
Falls also jemand eine gute Lösung für Calibre weiss?
Ich habe versucht in der Fragenecke diese Frage zu stellen aber das Posten reagiert nicht.
Lieber Michael,
Vielleicht kannst Du mir einen Tipp geben? ich bin Musikerin und möchte meine Noten als Pdf auf einem pocketbook Touch lux 5 lesen, dass ich auch fortlaufend umblättern kann. Ebenso möchte ich eigene Notitzen von pages oder open office (ich arbeite mit mac mojave 10.14.) mit einbinden.
ich war jetzt soweit, dass der Reader die pdf zwar findet, aber
1. Der Name der pdf wird nicht erkannt
2. ich kann innerhalb eines Ordners mit mehreren PDFs nicht direkt weiter scrollen.
3.würde ich gerne eine Art Playlist oder Reihenfolge innerhalb dieses alphabetischen Ordners festlegen oder markieren – mir sagte zwar jemand, ich kann das mit calibre, aber mein mac öffnet die dmg Datei nicht.
ich bin völliger ebook Neuling… Danke für Deine Tips.
Das Weiterblättern im Ordner ist nicht vorgesehen. Du könntest dir aber die verschiedenen PDFs mit “Vorschau” zusammenfügen. Das geht, indem du das erste PDF damit öffnest und dann die Sidebar mit den Miniaturen aktivierst. Nun kannst du beliebige PDFs aus dem Finder in die Sidebar ziehen und sie dort auch in die richtige Reihenfolge bringen. Wenn du deine Notizen als PDF exportierst, kannst du sie genauso in dieses große PDF reinziehen. Das große PDF musst du nicht extra speichern, denn das geschieht automatisch.
Falls du Calibre nutzen willst, brauchst du die ältere Version 5.44, die hier verlinkt ist.