Testbericht: Boyue Likebook Plus

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  • von Michael
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Vor rund einem Jahr hatte Icarus mit dem Illumina XL HD einen 7,8-Zoll-Reader für rund 200 € angekündigt, der leider nie den Weg zu mir gefunden hatte. Letztens bin ich bei Amazon auf den Mica House Likebook Plus gestoßen, der dem Icarus wie aus dem Gesicht geschnitten wirkt.

Boyue (Mica House) LikeBook Plus

Boyue (Mica House) LikeBook Plus

Und tatsächlich handelt es sich bei dem LikeBook um einen umgelabelten Boyue Likebook Plus, der von mehreren Shops unter verschiedenen Namen vertrieben wird. Ich habe ein Gerät bestellt und es in den letzten Wochen getestet.

Gehäuse, Bildschirm und Verarbeitung

Das Likebook Plus steckt in einem knapp 20 cm langen und ungefähr 14 cm breiten Plastikgehäuse, das rundum leicht gummiert ist. Weil die Ränder relativ breit sind (oben und unten 2 cm, an den Seiten 1,3 cm) liegt der Reader recht sicher und angenehm in der Hand. Powerknopf, Micro-USB-Anschluss und der 3,5-mm-Klinkenanschluss befinden sich nicht — wie bei den meisten eReadern üblich — auf der Unterseite des Gerätes, sondern am oberen Rand. Auch die LEDs, die den Bildschirm beleuchten, strahlen vom oberen Rand ins Display hinein. Das bedeutet, dass das Design des Likebooks um 180° gedreht wurde. Vermutlich würde der Knopf unterhalb des Bildschirms keinen Platz finden, befänden sich auch noch die Anschlüsse auf der Unterseite. Im Vergleich zum Vorgänger fehlt dem Likebook Plus der Einschub für den Micro-SD-Slot.

Anschlüsse an der Oberseite

Anschlüsse an der Oberseite

Im Likebook Plus werkelt ein Vierkernprozessor mit 1,5 GHz Geschwindigkeit, dem 1 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen. Die Akkukapazität ist mit 2800 mAh zwar recht hoch, erhöht das Gewicht des Readers trotz kleinerem Bildschirm auf 286 g (Vorgänger: 275 g). Immerhin hält der Akku sehr lange, ich bin während des Testens nicht an seine Grenzen gestoßen.

Obwohl der Reader laut Datenblatt 16 GB Speicherplatz hat, stehen für eigene Inhalte (eBooks, Audiodateien, Apps) nur knapp 11 GB zur Verfügung. Den Rest belegt Android 4.2.2, das zwar Googles Playstore gleich mitbringt, aber durch die geringe Androidversion ein paar Apps aussperrt.

Im Likebook Plus ist ein 7,8-Zoll-Carta-Display mit einer Auflösung von 300 ppi verbaut. Der Bildschirm ist beleuchtet, hat aber keine Nachtlichtfunktion. Die ist erst dem Nachfolger vorbehalten. Obwohl die Ausleuchtung generell ist überraschend gut ist (ich hatte mit einem bewölkten Display gerechnet) und es keine sichtbaren Lichthöfe gibt, hat das Display trotzdem einen sichtbaren Helligkeitsverlauf nach oben. Das ist anfangs etwas störend, beim Versinken im Buch rückt es aber mehr und mehr in den Hintergrund.

Die Verarbeitung des Gerätes ist nicht perfekt, denn die Spaltmaße rund ums Gerät sind in engen Grenzen unregelmäßig und bisweilen weist die Oberfläche an den Kanten auch Unregelmäßigkeiten auf. Abgesehen davon knarzt das Gehäuse beim Verwinden nicht.

Bedienung

Durch die abgerundeten Kanten und das gummierte Gehäuse liegt der Likebook Plus auch bei längeren Lesesessions angenehm in der Hand.

Zurück-Knopf unterhalb des Bildschirms

Zurück-Knopf unterhalb des Bildschirms

Der Knopf unterhalb des Bildschirms ist kein Homebutton, um schnell zur Startseite zurückzukehren, sondern er dient lediglich als “Zurück”-Taste. Sie wird nur dann benötigt, wenn man aus einer App zurück möchte, es in der App aber selbst keine Möglichkeit dazu gibt. Generell wird nämlich am unteren Bildschirmrand eine Statusleiste eingeblendet, die einen Homebutton, eine Zurücktaste, die Lichtsteuerung, die Akkuanzeige und die Uhr anzeigt. Beim Tippen auf die Uhr klappt zudem ein Menü auf, in dem ggf. vorhandene Benachrichtigungen angezeigt oder WLAN ein- und ausgeschaltet oder die Einstellungen aufgerufen werden können.

Startseite mit Bücher und konfigurierbarer Schnellstartleiste

Startseite mit Bücher und konfigurierbarer Schnellstartleiste

Die vorinstallierte Bibliothek ist sehr rudimentär, wie auf allen Geräten mit freiem Android, denn sie kann die Bücher lediglich nach Titel, Autor, Datum, Größe und Dateityp sortieren und die eBooks als Cover oder Liste anzeigen. Auch die mitgelieferten Leseapps, die sich öffnen, sobald ein Buch in der Bibliothek angetippt wird, bieten nicht mehr als Standardkost. Immerhin lassen sich nun eigene Schriften auswählen, wenn diese im Ordner “Fonts” im internen Speicher liegen (das klappte beim Vorgänger noch nicht). Die PDF-Anwendung unterstützt den Reflowmodus, der hin- und wieder hakelt. Alternativ zeigt das Programm die PDF-Dokumente auch ganzseitig oder vergrößert an.

Schrifteinstellungen der vorinstallierten Leseanwendung

Schrifteinstellungen der vorinstallierten Leseanwendung

Generell rate ich aber dazu, auf dem Reader andere Leseapps einzusetzen, wofür er sich durch den vorinstallierten Playstore ja auch anbietet. Durch die veraltete Androidversion 4.2.2 werden werden nicht alle Apps unterstützt. Die Kindleapp lässt sich zwar installieren, stürzt beim Aufruf allerdings ab. Die Tolinoapp wird gar nicht erst angeboten. Für eBooks ohne Kopierschutz (das sind ja immer mehr) funktioniert der Moon+Reader ganz gut. Für eBooks aus der Onleihe kann ich die Leseapp von PocketBook empfehlen, weil sie Adobes Kopierschutz unterstützt und kostenlos ist.

Übersicht über alle installieren Androidapps

Übersicht über alle installieren Androidapps

Der Likebook hat neben dem 3,5-mm-Klinkenstecker auch Bluetooth dabei, damit Musik oder Hörbücher angehört werden können. Das Koppeln mit Bluetoothgeräten ist bisweilen etwas hakelig. So tauchen koppelbare Geräte erst dann in der Liste auf, wenn das zuletzt verbundene Gerät entkoppelt und aus der Liste entfernt wird. Und auch das Verbinden bereits gekoppelter Geräte klappt hin- und wieder erst beim zweiten Mal.

Der eingebaute Musikplayer hat Probleme mit Umlauten und er überträgt den gerade abgespielten Titel nicht ans verbundene Bluetoothgerät. Das ist beispielweise hilfreich, wenn man den Reader mit einem Receiver koppelt und dort sehen möchte, welcher Titel zur Zeit läuft. Mit anderen Audioapps lassen sich aber auch dieses Manko ausgleichen.

Bei der Akkulaufzeit sind mir keine Schnitzer aufgefallen. Weil der Reader nach ein paar Minuten zuerst in den Standby wechselt und nach 20 Stunden komplett ausgeschaltet wird, hält er Akku verhältnismäßig lang. Während meines mehrtägigen Tests habe ich ihn nicht leer bekommen.

Zusammenfassung

Das könnte für den BOYUE Likebook Plus sprechen

  • Viele Apps lassen sich über den Playstore nachinstallieren
  • Klinkenstecker und Bluetoothunterstützung
  • Unterstützt eBooks aus der Onleihe
  • Verwendung eigener Schriften möglich
  • Lesen ist im Querformat möglich
  • Spielt Musik und Hörbücher ab
  • eBooks können in Ordnern verwaltet werden

Das könnte gegen den BOYUE Likebook Plus sprechen

  • Keine Lautstärketasten
  • Kein Bildschirmrefresh in nachinstallierten Apps
  • Hometaste lässt sich nicht konfigurieren
  • Bluetoothkopplung etwas hakelig
  • Rudimentäre Bibliothek

Preise und Bezugsquelle

    Fazit

    Für knapp 170 € ist der Likebook Plus der derzeit günstigste 7,8-Zöller am Markt. Zustande kommt dieser Preis, weil der Verkäufer keine deutsche Mehrwertsteuer abdrückt. Wer damit kein Problem hat und außerdem darauf verzichten kann, dass einige Apps, wie die Kindle- oder die Tolinoapp nicht funktionieren und wer sich darüber auch keine Gedanken macht, dass sich Geräte mit Android 4.2.2. nicht mehr besonders sicher im Internet bewegen, kann durchaus zuschlagen. Support gibt’s auch nicht wirklich und ob das Gerät nochmal ein Firmwareupdate bekommt, wage ich auch zu bezweifeln.

    Aber davon abgesehen funktioniert der Reader recht gut, er liegt trotz seinem hohen Gewicht von rund 290 g angenehm in der Hand und das Lesen macht aufgrund des großen und gut ausgeleuchteten Bildschirms Spaß. Die Mankos der vorinstallierten Software lassen sich durch andere Leseapps ausgleichen, was ich auch unbedingt empfehle.

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    Michael SonntagMichael Sonntag beschäftigt sich mit allem, was mit dem Lesen ohne Papier als Trägermaterial zu tun hat. Also mit eBook-Readern, Tablets und dem ganzen Drumherum.

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