Ende August kündigte Blaupunkt einen eigenen eBook-Reader an, der mit einem e-Ink-Display und WLAN ausgestattet sein sollte. Prima Voraussetzungen also, um mit einem neuen Gerät auf dem immer stärker werdenden eBookmarkt mitzumischen. Das Gerät sollte neben dem EPUB-Format auch so exotische Dokumente, wie das Windows-Hilfesystem CHM unterstützen, was ich bis dato bei keinem anderen eReader gesehen hatte. Das hat mich interessiert, also habe ich mir ein Testgerät kommen lassen, was ich hier vorstellen möchte.
Allgemeines
Der graue [livro] ist rund 17 cm hoch, 12 cm breit und rund 1 cm dick. Das 207 g schwere Gerät hat eine glatte Rückseite, die allerdings nicht komplett plan ist. Legt man das Gerät auf den Rückseite, kippelt es nicht direkt, aber man kann es leicht um die eigene Achse drehen.
Der Reader liegt generell recht gut in der Hand. Laut Datenblatt unterstützt der [livro] EPUB-, PDF-, TXT-, HTML-, CHM, Plucker-, FB2-, Palmdoc-, zTXT-, TCR-, RTF-, OEB-, OpenReader und ungeschützte MOBI-Dokumente. Außerdem werden Bilder in den Formaten JPG/JPEG, GIF, PNG, BMP, TIF, SVG geladen. Von den meisten Formaten habe ich bisher noch nichts gehört, aber mich hat die Unterstützung von CHM-Dateien interessiert. Dabei handelt es sich um Hilfedateien, die meistens Windowsprogrammen beigelegt sind. Leider konnte ich nicht eine einzige CHM-Datei öffnen. Das Gerät hat sich derart aufgehängt, dass es nur per RESET zum Weiterarbeiten zu bewegen war.
Anschlüsse
Wie alle anderen bisher getesteten Geräte wird auch der [livro] über Micro-USB mit dem Rechner verbunden und kann über diesen Anschluss auch aufgeladen werden. Wer mehr Platz, als die eingebauten rund 3 GB haben möchte, kann den [livro] um eine bis 32 GB große Micro-SD-Karte erweitern.
Ist sie eingelegt, steht sie etwas aus dem Gehäuse heraus. Das ist ganz praktisch, um sie leicht wieder entnehmen zu können. Allerdings wird sie nur erkannt, wenn sie vor dem Anschließen an den PC in das Gerät eingelegt wird. An der Unterseite befindet sich eine LED, die Auskunft über den Ladestand gibt, einen Resetknopf, der nur per Büroklammer erreichbar ist und dem Ein- bzw. Ausschaltknopf. Also all das, was es auch an anderen Readern gibt.
Display
In den [livro] ist ein 6“ -Pearl-E-Ink-Display verbaut, was ich auch schon aus dem Kindle, den Sony-Geräten und dem Cybook Odyssey kenne. Ich war bisher so naiv zu glauben, dass allein dieses Display der Gipfel der Glückseligkeit ist. Aber auch dieser Zahn wurde mir gezogen, denn Blaupunkt hat es nicht geschafft, die Stärken aus dem Display zu holen. Klar, die Schrift ist sehr gut lesbar und man kann auch aus mehreren Schriften wählen, die Größe und den Zeilenabstand wählen. Die Umsetzung dieser Änderungen ist allerdings katastrophal.
Das geht bei den Schriften los. Es gibt sieben verschiedene Schriftarten, die sich manchmal ändern lassen und manchmal nicht. Standardschrift bei allen eBooks ist immer Arial. Das sieht dann so aus:
Times gibt es auch, allerdings nur in fett. Und auch nur manchmal. Hier mal ein direkter Vergleich, wie elegant die Times (oder eine vergleichbare Serifenschrift) auf dem Sony PRS-T2 ausschaut und wie klobig auf dem [livro]:
Generell ist die Schrift zu sehr an den Rand geklatscht, was sich auch nicht ändern lässt. Bei Schriftgröße und Zeilenabstand ist es allerdings möglich. Bei letzterem hat Blaupunkt es übertrieben und ihm so unsinnige Werte wie 220-340 spendiert, die die Zeilen sinnlos weit auseinanderziehen. Achja, und ins Dokument eingebundene Schriften kann der [livro] auch nicht darstellen.
Bedienung
Da der [livro] ein Tastengerät ist, lässt er sich auch nur über selbige Bedienen. Wie bei PocketBook und Trekstor erfolgt die Steuerung über ein Steuerkreuz und zusätzliche Tasten für Startseite, Menü, Zurück und Tastatur. Über seitliche Blättertasten wird das eBook zurück- und Weitergeblättert. Und im Gegensatz zum Kindle (ohne Touch) und Trekstor (Pyrus/4ink) sind diese Blättertasten weiter unten angeordnet. Damit lässt sich erheblich besser umblättern, wenn der Reader im Querformat gehalten wird, denn die Weiterblättertaste kann sehr komfortabel mit dem Daumen der linken Hand erreicht werden.
Ich habe ja in meinem Testbericht zum Trekstor 4ink an der Tastaturverzögerung herumgemäkelt, dass man leicht ein paar Millisekunden warten muss, bis der Reader den Tastendruck erkennt. Damals dachte ich schon, es geht nicht schlimmer. Aber auch hier hat mich Blaupunkt wieder (negativ) überrascht. Der [livro] reagiert derart träge, dass man eigentlich immer schon weiter ist, wenn das Gerät sich endlich mal bequemt, den Befehl auszuführen.
Und weil sich das so schlecht erklären lässt, habe ich das mal im Film festgehalten:
WLAN
Eine Hammerfunktion ist das eingebaute WLAN. Ich habe vielleicht fünf oder sechs Versuche gebraucht, bis der [livro] mein (oder andere in der Nachbarschaft vorhandene) Funknetze gefunden hatte. Ich vermute, der Reader muss voll aufgeladen sein, bis er sie findet. Einmal eingestellt, gings dann. Allerdings konnte ich über den Browser nur auf gutenberg.org zugreifen, die Eingabe anderer URLs in der Adresszeile hat nicht funktioniert. Wird der Browser beendet, wird angefragt, ob die WLAN-Verbindung aus getrennt werden soll. Bejaht man dieses, muss man sich beim nächsten Aufruf des Browsers zunächst durch etliche Menüs bestätigen. Lässt man die Verbindung bestehen, saugt der Reader den Akku innerhalb von ein paar Stunden komplett leer, da er keinen Standby-Modus kennt. Andere Reader bauen die WLAN-Verbinung selbstständig auf und ab, ohne dass der Anwender es groß mitbekommt und der Akku trotzdem geschont wird.
Und sonst so?
Bücher stellt der [livro] in seiner Bibliothek nur mit Dateinamen dar. Wer also längere Dateinamen benutzt, die beispielsweise zuerst den Autor nennen und danach den Titel des eBooks, wird unter Umständen Probleme habe, den Buchtitel zu lesen. Metadaten in eBooks versteht der [livro] scheinbar keine und zeigt sie dementsprechend auch nicht an. Immerhin kann er die Cover der eBooks darstellen.
PDFs kann er anzeigen, allerdings kann das Gerät sehr langsam werden, wenn er die PDF-Seite komplett an die Größe des Bildschirms anpassen soll. Ansonsten gilt auch für diesen eReader, dass man das Lesen von PDFs besser bleiben lässt.
Der [livro] kann in den eBooks Lesezeichen ablegen, eBooks durchsuchen und Inhaltsverzeichnisse anzeigen. Er kann Comics lesen und hat ein Deutsch-Englisch-Wörterbuch an Board.
Zusammenfassung
Das könnte für den Blaupunkt [livro] sprechen
- Pearl E-Ink-Display
- Lesen im Querformat möglich
- Micro-SD-Slot vorhanden
- Unterstützung für eBooks aus der Onleihe
Das könnte gegen den Blaupunkt [livro] sprechen
- Sehr hakelige Bedienung
- Browser nicht benutzbar, da er nur auf unbenutzbare Gutenberg.org-Seite zugreifen kann
- keine Firmwareupdates mehr erhältlich
- Anzeige der Coverbilder in der Bibliothek legt das komplette Gerät lahm
Preis
nicht mehr erhältlichFazit
Ich halte es für eine der besten Ideen, mit einem eReader mit Pearl-E-Ink-Display in den eReadermarkt einzusteigen. Diese Displays sind ausgereift und sie haben eine astreine Darstellungsqualität mit der preiswerte eReader wie der PocketBook 613 oder die Geräte von Trekstor nicht mithalten können.
Leider macht Blaupunkt mit dem [livro] (92 € bei Amazon) in meinen Augen trotzdem fast alles falsch. Weder überzeugt mich die Bedienung mit ihren Verzögerungen, noch die Darstellung der eBooks auf dem Display mit den wenigen Schriftarten, die sich meist gar nicht erst auswählen lassen. Das Menü ist derart inkosistent und lässt aufgrund der Verzögerungen so schlecht bedienen, dass ich mich frage, ob die Entwickler das Gerät überhaupt je in der Hand hatten oder ob sie die Software nur am Entwicklungssystem simuliert haben. Und das WLAN in Verbindung mit nur einer einzigen Website, die sich anwählen lässt, ist ein Treppenwitz.
Ich glaube, der auf dem eReadermarkt jetzt im mittleren Preissegmet (um die 100 €) Fuß fassen möchte, auf dem es Geräte mit eingebauter Beleuchtung und hochauflösenden Displays gibt, sollte entweder ein astreines Gerät abliefern, was sich flüssig bedienen lässt und was das Lesen einfach zum Genuss werden lässt oder es einfach sein lassen.
Auf der Rückseite des [livro] steht übrigens „Engineered in Germany“. Wenn es das ist, was deutsche Ingenieuerskunst ausmacht, dann gute Nacht. Ich kann nur hoffen, dass Blaupunkt gerade an einem Firmwareupdate arbeitet, was all diese Fehler ausmerzt und den Reader beschleunigt. Denn mit all den Fehlern und Ungereimtheiten kann ich ihn derzeit niemandem guten Gewissens empfehlen. Schade eigentlich.
Die 99,- €, die der [livro] kosten soll, sind besser im Sony PRS-T2 (Testbericht) angelegt, der neben dem sehr guten e-Ink-Display, auch Touchfunktionalitäten besitzt. Wer auf WLAN und Touchsteuerung verzichten kann, kann bedenkenlos zum PocketBook 613 (Testbericht) greifen und dabei nochmal rund 30,- € sparen.
Ich habe das e-book livro und sah schon am ersten tag die probleme. die qualität lässt zu wünschen übrig
Es gibt ein Update, welches viele Probleme behebt! ;-)
Was genau hat sich geändert?
Welche Änderungen/Neuerungen sind in diesem Update enthalten?
– Sortieren der Bücher nun zusätzlich nach Autoren und Buchnamen möglich
– Ausblenden der unnötigerweise angezeigten „Schließen“ Taste in den
Kontextmenüs für Schriftart, Zeilenabstand sowie Schriftgröße
– Menü für Schriftgröße den anderen Menüs in Listenform angepasst.
– Voransicht der zur Verfügung stehenden Schriftarten direkt bei der Auswahl
– Zusätzliche Schriftarten. Alle nun auch in „fett“ verfügbar.
– Ändern der Schriftart bei DRM geschützten Büchern
– Umstellung der Schriftart optimiert. Bisher entstand der Eindruck, das Gerät
würde dabei nur verzögert reagieren.
– Der Abstand vom Text zum Gehäuserand wurde um 1 mm auf 2mm erhöht
– Die Menüführung bei bereits eingerichteter WLAN Verbindung wurde verkürzt
– Unbrauchbaren Werten beim Zeilenabstand entfernt
Vielen Dank für die Auflistung. :)
Zdravstvuyte.Ya Student aus Rossii.Mne sehr interessiert in Ihrem E-Buch, dass ich es wirklich brauchen für Bildung, Lesen eine Menge Bücher, große Autoren wie Karl Marx und Friedrich Engels.No Ich habe keine 100 €, könnten Sie mir eine E-Mail das Buch als humanitäre Hilfe? Danke