Inhaltsverzeichnis
Weil mich das Konzept interessierte, habe ich einen Icarus Illumina vom Deutschlandvertrieb Quinta kommen lassen. Dafür nochmals herzlichen Dank.
Gehäuse & Innereien
Der Illumina ist mit knapp 17 cm in etwa so hoch wie der Sony PRS-T3, mit rund 12 cm aber rund einen cm breiter. Damit ist er recht kompakt und liegt mit knapp 200 g und dem komplett gummierten Gehäuse ganz gut in der Hand.
Auf beiden Seiten neben dem Bildschirm befinden sich jeweils drei Tasten. Die unteren beiden sind die Blättertasten, die es Rechts- und Linkshändern erlauben weiter- und zurückzublättern. Die Tasten ragen etwas aus dem Gehäuse heraus und sind damit gut zu ertasten. Sie verfügen über einen definierten Druckpunkt und lassen sich leicht drücken. Wer im Querformat lesen möchte, kann per Antippen oder Wischen übers Display weiterblättern.
Die zusätzliche Taste auf der linken Seite löst einen kompletten Seitenrefresh aus, wenn sie nur kurz gedrückt wird. Beim längeren Drücken schaltet sie die Displaybeleuchtung ein- bzw. aus. Allerdings merkt sich das Gerät nicht die zuletzt verwendete Helligkeitsstufe. Bei Einschalten steht die Helligkeit immer auf Mittelstellung. Wenn man abwechselnd im Hellen und Dunklen liest und deswegen die Beleuchtung ein- und ausschaltet, ist das ziemlich nervig.
Die korrespondierende Zusatztaste auf der rechten Seite ist die “Zurück”-Taste, mit der im Menü, im Buch oder in den Apps immer ein Schritt zurückgesprungen werden kann.
An der Unterseite des Gerätes befindet sich wie üblich der Slot für eine (bis 32 GB große) Micro-SD-Karte, der Micro-USB-Anschluss zur Verbindung mit dem PC oder dem Aufladen des Gerätes sowie der Einschalter.
Der Illumina wird von einem Doppelkernprozessor mit 1 GHz Takfrequenz angetrieben, dem 512 MB Arbeitsspeicher zur Seite stehen. Der verfügbare intere Speicher ist etwa 3G groß. Wer mehr möchte, kann eine Micro-SD-Karte einschieben, die maximal 32 GB groß sein darf.
Bildschirm
Als Bildschirm ist ein 6″ großes, berührungsempfindliches Pearl E-Ink-Display mit einer Auflösung von 212 ppi (758×1024) eingebaut. Der Kontrast ist recht gut, bei eingeschalteter Beleuchtung und dem damit verbundenen helleren Hintergrund noch besser abzulesen.
Am unteren Bildschirmrand ist eine gitterartige Stuktur sichtbar, wie sie typisch für die erste Generation der beleuchteten Geräte war. Auch eine leichte Wolkigkeit ist auf dem Display sichtbar, allerdings längst nicht so stark wie bei den Paperwhites der ersten Generation. Beim konzentrierten Lesen fällt das allerdings nicht weiter auf.
Software
Der Illumina ist in erster Linie ein eBook-Reader, der natürlich auch seine eigene Oberfläche und Lesesoftware mitbringt. Auf der Startseite des Gerätes, welches nach dem allerersten Einschalten übrigens auf englisch startet, sind oben die letzten geöffneten Bücher zu sehen. In zweiter Reihe stehe die zuletzt hinzugefügten Bücher.
Drunter gibts noch eine Zeile, in der häufig benutzte Programme abgelegt werden können. Standardmäßig ist das der Notizblog, die Übersicht der Apps, die Einstellungen und die Bibliothek (die hier Bücher heißt).
eBooks verwalten
Die Bücher werden in der Bibliothek in einer normalen Ordnerstruktur verwaltet. Dabei erkennt die Software selbstständig in welchen Ordnern sich Unterordner mit eBooks befinden und zeigt in der obersten Ebene nur diese an.
Die Ordner und eBooks werden als reine Cover dargestellt oder als Liste mit Cover vorn dran. Die eBooks lassen sich nach verschiedenen Kriterien sortieren (Name, Zeit, Typ, Autor und Größe). Weitere Funktionen erlauben es, ganz einfach Bücher in andere Ordner zu kopieren, oder verschieben oder eBooks einfach zu löschen.
eBooks & PDFs lesen
Die Lesesoftware bietet fast alles, was man sich wünscht. Auf dem Gerät vorinstalliert sind 17 Schriften für unterschiedliche Zeichensätze. Leider ist die Schriftauswahl etwas unübersichtlich. Jeder Schritschnitt wird als eigener Eintrag geführt, Schriften mit Zeichen für fremde Länger werden ebenfalls angezeigt. Immerhin lassen sich eigene Schriften installieren. Diese finden sich immer am Anfang der Schriftauswahl.
Darüber hinaus lässt sich natürlich die Schriftgröße ändern (auch per Geste direkt im Buch) und der Zeilen- und Randabstand. Der Lesefortschritt wird im Buch immer am unteren Rand als Balken angezeigt. Dieser kann von Normal auf Mini geändert werden. Im Normalmodus wird neben dem Fortschritt auch Uhrzeit und Akkustand angezeigt, die im Minimodus entfallen.
Einstellung zur Textausrichtung und Worttrennung gibt es nicht.
Beim Öffnen von — gerne auch großen — PDF-Dokumenten ist der Illumina sehr schnell. Auch im Reflowmodus, bei dem der Text aus dem PDF aus dem herausgeholt und passend auf die Seite skaliert wird, ist das Gerät das Schnellste, das ich kenne. Mit dem Illumina könnte es sogar Spaß machen, PDFs zu lesen. Ein Problem bei vielen PDF-Dokumenten, die nicht im Reflowmodus angezeigt werden, ist, dass die Schrift teilweise zu blass dargestellt wird. Hier bietet der Illumina mit einer speziellen Einstellung abhilfe. So lässt sich der Grauwert der Schrift so lange erhöhen, bis sie gut zu lesen ist.
Und was ist mit Android?
Und jetzt mal zur spannenden Frage, wie sich das Gerät im Zusammenspiel mit Androidapps schlägt. Auf dem Reader ist mit Android 4.2.2 eine relativ aktuelle Version installiert. Leider wird Googles Playstore nicht vorinstalliert, mittlerweile soll aber ein anderer Store mitgeliefert werden. Per Firmwareupdate wird er allerdings nicht nachinstalliert.
Kindle-eBooks lesen
Die Kindleapp von Amazon, mit der man auch auf dem Illumina eBooks von Amazon lesen kann, ohne sie vorher zu konvertieren, läuft ganz gut auf dem Gerät. Während des Lesens wird die Statuszeile dauerhaft angezeigt. Das liegt aber daran, dass die App keinen Vollbildmodus unterstützt. Geblättert wird per Tippen auf den Bildschirm oder Wischgeste.
Andere eBooks lesen
Für Android gibt es eine Vielzahl an eBook-Readern. Den von PocketBook und den Cool Reader hatte ich an anderer Stelle bereits vorgestellt. Aber auch Aldiko und Moon+Reader funktionieren gut. Um im Buch mit Blättertasten zu blättern, muss in den Einstellungen des Gerätes festgelegt werden, dass die Blättertasten als Lautstärketasten fungieren sollen. Und natürlich muss die entsprechende Option in der Leseapp gesetzt sein. Damit die Anzeige während des Blätterns nicht hin- und herspringt, sollte die Blätteranimation ausgeschaltet sein. Die ist doch etwas zu viel für den trägen E-Ink-Bildschirm.
Die App von Skoobe habe ich auch ausprobiert, aber hier lässt sich die Blätteranimation nicht abschalten und ein Blättern per Tasten ist auch nicht möglich. Damit ist das Lesen damit etwas unbefriedigend.
Generell bin ich allerdings von der Appunterstützung angetan, denn damit kann man auch unterwegs, wenn WLAN vorhanden ist, mal eben schnell die Mails checken, auf Twitter, Facebook und Co. nachschauen, was es neues gibt oder die aktuellen Feeds lesen. Das erweitert das Spektrum eines eBook-Readers doch um so einiges.
Weniger gut
Wie eigentlich jeder eReader ist auch der Icarus nicht perfekt. Ein großes Manko ist die Akkulaufzeit. Standardmäßig ist voreingestellt, dass das Gerät nach ein paar Minuten in den Standbymodus geht. Das machen andere Geräte auch, allerdings hält deren Akku dann auch länger als zwei Tage. Das ist für ein E-Ink-Gerät inakzeptabel. Mir ist auch nicht ganz klar, woran das liegt. Chalid von allesebook.de vermutet dass die schnelle CPU oder die aktuelle Androidversion dahintersteckt, aber selbst mein Nexus 7-Tablet mit Android 4.3 hält im Standby länger als der Illumina. Möglicherweise schaltet das WLAN im Standby nicht ab?
Apropos WLAN: Ich habe es zudem nicht geschafft, per internem Netzwerk auf mein NAS und damit auf meine BicBucStriiminstallation zuzugreifen, über die ich auf meine eBookammlung zugreife. Es funktionierte auch nicht per Calibre Companion oder OPDS-Schnittstelle der Androidreaderapps. Ich vermute, dass das Gerät keine lokalen Netzwerknamen und IP-Adressen auflösen kann. Damit schränkt sich für mich die Nutzbarkeit massiv ein. Sämtliche anderen Geräte, die ich in jüngster Zeit getestet habe, hatten damit keinerlei Probleme.
Beim Lesen im Buch mit der internen Leseapp werden am Seitenrand die Seitenzahlen dauerhaft angezeigt. Es gibt keine Möglichkeit, sie auszuschalten. Die Lesesoftware des Illumina frischt die Seite alle fünf Blättervorgänge komplett auf. Auch diese Einstellung lässt sich nicht ändern.
Die Seriennummer auf der Rückseite lässt sich ziemlich schnell wegwischen. Am Besten direkt nach dem Kauf aufschreiben, damit sie nicht verloren geht.
Zusammenfassung
Das könnte für den Icarus Illumina sprechen
- Beleuchteter Bildschirm
- Weiterblättern auch per Tasten möglich
- Unterstützt eBooks aus der Onleihe
- Verwendung eigener Schriften möglich
- WLAN
- Lesen ist im Querformat möglich
- Einschub für Micro-SD-Karte
- eBooks können in Ordnern verwaltet werden
Das könnte gegen den Icarus Illumina sprechen
- Hoher Stromverbrauch
- Touchbedienung manchmal hakelig
- Leicht wolkiges Display
- Kein Zugriff auf lokales Netzwerk möglich
Preise & Bezugsquellen
- 133 € bei Amazon (schwarz)
- 140 € bei Amazon (rot)
- 166 € bei Amazon (weiß)
Fazit
Der Icarus Illumina ist zweifellos ein interessantes Gerät. Sehr gut gefallen haben mir die seitlichen Blättertasten. Sie machen das Lesen sehr angenehm. Einfach nur den Daumen runterdrücken zum Weiterblättern. Und weil sie auf beiden Seiten des Bildschims die gleiche Anordnung haben (oben zurück-, unten weiterblättern), lässt sich das Gerät für Links- und Rechtshänder gleichermaßen angenehm bedienen. Schwarzwert und Kontrast des Bildschirms sind ok, ich würde sagen, er liegt in etwa mit dem PocketBook Touch Lux 2 gleichauf.
Sehr positiv überrascht war ich von der sehr guten PDF-Performance. Das hätte ich so nicht erwartet. Durch die Geschwindigkeit der Umwandlung in normalen Text und der Möglichkeit, die Stärke der Schrift einzustellen, eignet sich der Illumina meines Erachtens besser zum Lesen von PDF-Dokumenten, als alle anderen 6″-Reader.
Neu für mich ist die Erweiterung des Gerätes durch Androidapps, was ich sehr gut fand. Gerade Apps, bei denen es ums Lesen geht, machen mit dem Illumina mehr Spaß als am Tablet, auch wenn man hie und da ein paar Einschränkungen hinnehmen muss.
Ein dicker Minuspunkt ist die Akkulaufzeit, die mit Sicherheit noch zu optimieren ist und für mich die Nichterreichbarkeit meines lokalen Netzwerks. Abgesehen davon ist das Gerät sehr interessant und besonders für Spielkinder zu empfehlen. In Anbetracht des Funktionsumfang ist der Preis von rund 130 € angemessen.
Kann ich zB. aus dem Thalia-Shop via wlan ein Buch kaufen, laden und lesen? In der Bedienungsanleitung steht, dass ich niemals ein Buch direkt auf den Reader laden soll, da es sonst nicht geöffnet werden kann. Ich kenn mich nicht aus.
Ich habe leider keinen Illumina mehr hier und kann es deshalb nicht testen, ob der Download über den eingebauten Browser funktioniert oder nicht. Was aber klappen sollte, ist der Download per PC und das eBook dann per Adobe Digital Editions (falls es DRM hat) oder Calibre und über das angeschlossene USB-Kabel auf das Gerät zu laden.
Danke für die rasche Antwort. Eigentlich will ich den Umweg über den PC nicht. Dafür habe ich doch Wlan am Ebookreader. Bis vor kurzem konnte ich bei meinem Cybook Odysee Frontlight über den Browser im Thaliashop Bücher kaufen und direkt downloaden. Leider hat Thalia anscheinend diese Funktion eingestellt und es funktioniert nur noch über den vorinstallierten Shop.
Kann man Ebookshops installieren damit so eine Funktionalität da ist?
Geht der direkte Download bei dem “Energy Sistem eReader Pro HD”? Ich möchte nämlich unbedingt wieder einen Reader mit seitlichen Tasten.
Weder mit dem Cybook, noch mit dem Energy Sistem-Gerät lassen sich eBooks über den Webreader bei Thalia herunterladen. Immerhin kann die Tolinoapp über Googles Playstore auf dem Energy-Sistem-Gerät installiert werden. Darüber lassen sich die eBooks zwar lesen, das Weiterblättern per Taste funktioniert damit aber nicht. Eine Downloadmöglichkeit ist darüber offensichtlich auch nicht vorgesehen. Sehr unbefriedigend das Ganze. Bleibt letztlich also doch nur der Weg über den PC.
Danke für die Infos.
Liebe Grüße
Hallo, lässt sich mit dem Icarus Illumina die Onleihe nutzen?
Ja, in den Einstellungen muss als Leseapp aber der AdobeViewer ausgewählt sein.
Hallo Michael,
Welche Geräte eignen sich für Skoobe außer Illumina? Welche sind empfehlenswert? Was bedeutet die refresh Funktion? Habe ich richtig verstanden, auf dem Illumina ist der Play Store nicht installiert – woher bekomme ich die nötigen Apps?
Vielen Dank im Voraus von einem kompletten eReader Neuling.
LG