Der neue Tolino Shine 4 im Kurztest

Soeben hat Tolino den neuen Shine 4 veröffentlicht und ich hatte vorab ein paar Tage Zeit, das Gerät auszuprobieren.

Tolino Shine 4
Tolino Shine 4

Das hier besprochene Gerät hat mir Thalia vorab kostenlos zur Verfügung gestellt. Es war versiegelt, weshalb ich davon ausgehe, dass es nicht handverlesen war.

Design

Der Shine 4 erinnert sehr stark an seinen vier Jahre alten Vorgänger, allerdings ist das Gehäuse gerade so viel in Höhe und Breite gewachsen, dass es nicht mehr in dessen Hüllen passt. Mit 171 g ist der Neue auch etwas schwerer. Die oberen Ecken sind jetzt etwas abgerundeter. Die seitlichen Kanten sind im Vergleich zum Vorgänger etwas abgerundeter, weswegen sich das Gerät etwas schwerer anheben lässt. Versucht man das Gerät an den Kanten zu greifen, rutscht man leichter ab.

Tolino Shine 4: USB-C-Anschluss auf der Unterseite
Tolino Shine 4: USB-C-Anschluss auf der Unterseite

Rakuten (der Hersteller) hat den Micro-USB-Anschluss auf der Unterseite gegen einen USB-C-Anschluss getauscht. Dieser sitzt an der gleichen Stelle wie beim Vorgänger, obwohl der Einschalter nun nicht mehr an der Unterkante, sondern auf der Rückseite sitzt. Deshalb wirkt die Position des USB-Anschlusses auf mich etwas deplatziert.

Das Gehäuse selbst besteht aus 85 % wiederverwertetem Plastik. An Vorderseite und den Kanten ist das Gerät schwarz, die Rückseite ist dunkelblau. Sie wirkt auf mich ein wenig wie aufgepfropft und ist wie der Rest des Gehäuses trotz einer Musterung, in der sich gern Krümel verfangen, etwas zu glatt. Fährt man mit dem Fingernagel über die Rückseite klingt es darunter etwas hohl, wodurch das Gerät einen billigen Eindruck vermittelt. Außerdem gibt die glatte Rückseite der Hand keinen richtigen Halt, wie ich finde.

Tolino Shine 4: Blaue Rückseite mit Powerknopf
Tolino Shine 4: Blaue Rückseite mit Powerknopf

Wird er jedoch in eine Hülle gepackt, liegt der Shine 4 plötzlich sehr viel angenehmer in der Hand und er wirkt auch hochwertiger. Schon interessant, wie viel es ausmacht, die Rückseite nicht zu gummieren!

Insgesamt ist der Shine 4 aber einwandfrei verarbeitet, die Spaltmaße stimmen und nichts knarzt oder knackt, wenn das Gerät auch mal fester angepackt wird.

Technische Daten

Im Inneren arbeitet jetzt ein Vierkernprozessor, dem 1 GB Arbeitsspeicher zur Verfügung stehen. Der interne Speicher ist mit 16 GB verhältnismäßig groß, nach Abzug des Betriebssystems bleiben 12,4 GB für eigene E-Books übrig. Bluetooth bietet der Shine 4 keines und damit auch keine Unterstützung für Hörbücher, wenngleich der Reader wahrscheinlich einen Bluetoothbaustein eingebaut hat. Denn der baugleiche Kobo Clara 2E hat es. Dafür ist der Shine 4 ist nun wasserdicht nach IPX8, d. h. er überlebt 60 min in 2 m tiefem Süßwasser. Der Akku hat eine Kapazität von 1500 mAh und soll laut Tolino mehrere Tage halten.

Auch der Shine 4 wird, wie der Vision 6 und der Epos 3, am PC als Androidgerät erkannt. Das ist unter Windows im Zusammenspiel mit Calibre kein Problem, unter macOS allerdings schon. Das liegt aber an der fehlenden Unterstützung seitens Apple. Wer auf dem Mac E-Books auf die neueren Tolinos kopieren möchte, muss den Weg über den Export auf die Festplatte gehen und die exportieren Bücher dann per Android-Filetransfer oder andere Tools auf den Tolino kopieren.

Bildschirm

Im Tolino Shine 4 ist ein 6-Zoll großes E-Ink-Display »Carta 1200« eingebaut, das mit 300 ppi auflöst, beleuchtet ist und eine Nachtlichtfunktion bietet, mit der sich die Bildschirmfarbe ins Orange verschieben lässt. Das geht manuell und per festgelegtem Zeitplan, der sich nicht ohne Weiteres ändern lässt.

Die Ausleuchtung des Bildschirms ist fast einwandfrei, bei meinem Exemplar leuchtet eine LED zu blauer als die anderen. Ich gehe allerdings von einem Fehler bei meinem Gerät aus, ein baugleicher Kobo Clare 2E zeigt dieses Verhalten nicht.

Software

Der Shine 4 wird mit Firmwareversion 15.4.0 ausgeliefert. Beim Testen ist mir die Standardleseanwendung (nicht die Betaversion) mehrmals beim Öffnen verschiedener E-Books abgestürzt. Das soll aber nichts heißen, denn in der Regel sind ist die Erstfirmware auf neuen Geräten noch nicht ganz perfekt. Normalerweise wird dann schnell nachgebessert, aus der Erfahrung mit Tolino und den Updates der letzten Jahre sind meine Erwartungen diesbezüglich allerdings nicht sehr hoch.

Schade, denn von der Hardware her ist der Shine 4 ein solides Gerät.

Beim allerersten Hochfahren des Shine 4 kann man jetzt einen beliebigen Tolinohändler auswählen, eine feste Gerätebindung gibt es nicht mehr. Ein bei Thalia gekaufter Shine 4 kann also auch bei eBook.de oder einem anderen Händler angemeldet werden.

Ansonsten bietet die Software die Tolino-Standardkost. Die Bibliothek lässt die Bücher nur nach Autor, Titel und Lesedatum sortieren, die Filtermöglichkeiten beschränken sich sogar nur auf die Möglichkeit, bereits gelesene E-Books ein- oder auszublenden. Immerhin lassen sich E-Books in Sammlungen sortieren. Eine Möglichkeit, die Bücher nach Serien zu sortieren, gibt es von Haus aus nicht.

Solange nicht die Betaversion der Lesesoftware verwendet wird – man muss sie für Bücher aus der Onleihe immer noch in den Einstellungen unter »Leseeinstellungen« deaktivieren – lässt sich der Shine 4 gut zum Lesen von E-Books verwenden. Ist das Gerät bei Thalia, Osiander, der Mayerschen oder Orell Füssli angemeldet, können darauf auch E-Books von Skoobe, einer E-Book-Flatrate, gelesen werden.

Für PDFs eignen sich die Tolinos generell eher weniger. Einerseits ist der Bildschirm zu klein, um die in der Regel großen Dateien anständig darzustellen. Andrerseits ist die Funktion, die es erlaubt den Text aus dem Dokument zu extrahieren und auf der Seite formatiert darzustellen, schon seit dem ersten Tolino kaputt und eher eine Alibifunktion.

Ansonsten bietet lässt sich der Shine 4 in die Familiengruppe einbinden, der kann per PIN gegen Zugriff gesperrt werden und die Oberfläche kann invertiert werden. Linkshänder können die Touchzonen umkehren, um per Tippen auf die linke Bildschirmseite weiterzublättern.

Zusammenfassung

Das könnte für den Tolino Shine 4 sprechen

  • Gut ausgeleuchtetes Display mit Nachtlichtfunktion
  • Unterstützt die Onleihe
  • Wörterbücher vorhanden
  • Eigene Schriften können installiert werden
  • Lesen im Querformat möglich
  • Im angebundenen Shop gekaufte eBooks landen per WLAN auf dem Gerät
  • Verwaltung der eBooks in Sammlungen
  • eBooks aus anderen Shops des Tolinoverbundes können per WLAN aufs Gerät geladen werden
  • Kostenloser WLAN-Zugang bundesweit über alle Telekom Hotspots

Das könnte gegen den Tolino Shine 4 sprechen

  • Etwas glattes Gehäusematerial
  • PDF-Reflow stellt jeglichen Text unformatiert dar
  • Unterstützt keine Serieninfos, Genres und Klappentexte
  • Keine Bluetoothschnittstelle
  • Keine Audiounterstützung
  • Sehr rudimentäre E-Bookverwaltung

Preise und Bezugsquelle

Fazit

Der neue Tolino Shine 4 ist nur eine sanfte Weiterentwicklung, denn außer dem Wasserschutz bietet er nichts, was der Vorgänger nicht schon konnte. Wer also einen kompakten 6-Zöller fürs Tolinosystem benötigt, macht sicher nichts verkehrt.

Andrerseits ist das Thema »Tolino-Firmware«-Qualität auch noch nicht beendet und so kann man nicht wissen, ob das nächste Zwangsupdate nicht wieder alles verschlechtert.

Datenblatt anschauen


Wirst du dir den Tolino Shine 4 zulegen?

Buchtipp: Der Text auf den Fotos stammt aus diesem Buch:
Gerade in einer Zeit voller Umbrüche und Veränderungen suchen viele Menschen Halt und Orientierung in esoterischen Welterklärungsmodellen. Horoskope verraten, was die eigene Zukunft bringen wird. Der spirituelle Heiler wird zur Leitfigur. Der Esoterikmarkt boomt! Ist der Glaube an unsichtbare Kräfte, die unser Leben in die richtige Bahn lenken sollen, nur eine harmlose Spinnerei? …
Gefährlicher Glaube (Sachbuch) von Pia Lamberty & Katharina Nocun - 14,99 €

 

12 Gedanken zu „Der neue Tolino Shine 4 im Kurztest“

  1. “Beim allerersten Hochfahren des Shine 4 kann man jetzt einen beliebigen Tolinohändler auswählen, eine feste Gerätebindung gibt es nicht mehr. ”
    Interessant. Ist das offiziell? Oder vielleicht nur bei den Testgeräten? Davon habe ich bisher in anderen Berichten nichts gelesen…

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    • Das ist mir bei den letzten Geräten (Epos 3 und Vision 6) schon aufgefallen, aber ich hatte es nicht weiter beachtet, bis letztens jemand fragte, ob das beim Vision 5 auch schon ging. Da habe ich dann mal genauer hingeschaut und festgestellt, dass es tatsächlich erst bei Vision 6 und Epos 3 geht. Und jetzt beim Shine 4 eben auch. Ich dachte, ich erwähne es mal.

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    • NEIN, es wurde ein GENERISCHES Gerät verwendet, dass ist für uns Tester ideal, weil auch die Funktionalität der einzelnen Shops geprüft werden kann.
      GENERISCHE Geräte mit freier Händler-Auswahl kommen aber normalerweise NICHT in den Handel (falls man eines bekommt, ist es ein Fehler bei der Auslieferung durch den Hersteller, die Geräte werden auf den Händler gebrandet ausgeliefert, der die Geräte verkauft, Ausnahme die großen Elektro-Ketten, die haben keine EIGENEN Shop, vertrags-mässig ist dann einer der großen Shops vor-eingestellt, id.R. THALIA-Shop-Gruppe mit Wahl De / CH / A und jeweiligem Länder-Shop^^.
      Der Kollege hier hat also “Glück gehabt” mit der freien Shop-Wahl beim Einrichten.
      Dennoch muss der tolino jedes mal auf Werk zurückgesetzt werden, falls der vor-eingestellte Shop geändert werden soll. Für normale Nutzer ist das eh nicht optimal, ein freier Austausch im laufenden Betrieb ist nicht möglich.
      (Aufgrund der Möglichkeit der Händler-Konten-Verknüpfung und dem Zugang zu anderen Shops über den integrierten Webreader auch nicht unbedingt nötig, wenn man den ERWERB /Kauf der eBooks in den Shops unbedingt am tolino machen möchte, aber das ist ein anderes Thema^^

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  2. Auf dem Mac ist es kein Problem, die in Calibre verwalteten Bücher auf den Reader zu bekommen.
    Ist das Programm Android File Transfer installiert, öffnet sich beim anschließen des Readers per USB Kabel das Android Fenster mit der Dateiliste automatisch. Dann zieht man die markierten Bücher aus Calibre einfach in das Verzeichnis Books des Readers. Die Bücher werden kopiert. Fertig.

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  3. Ich verstehe nicht, wieso Tolino nicht endlich mit der Software aus dem Quark kommt. Sie bringen neue Geräte heraus, aber die Software bleibt auf dem selben Stand. Unter 15.4.0 muss man mit Skoobe die Beta nutzen, Schrift lässt sich dann nicht nach Wunsch anpassen, manchmal funktionieren die vorinstallierten Schriftarten, manchmal nicht. Eigene Schriften funktionieren unter Beta gar nicht, für mich ist aber meine Lieblingsschrift eine Voraussetzung für Lesegenuß. Nachschlagen, Übersetzen, Notizen? Unter Beta nicht. Ich lese meine Bücher (Calibre) mit der alten Leseapplikation, aber ich möchte endlich Skoobe vernünftig nutzen können. Eigentlich sollte doch in diesem Jahr eine komplett überarbeitete Software kommen (laut Tolino auf YouTube), na ja, zweieinhalb Monate haben sie noch. Schade, das waren mal mein Lieblings-Ereader.

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  4. Ich habe für meine Freundin das baugleiche Modell von Kobo (Clara 2e) gekauft und finde den Reader ausgezeichnet. Das ist Display ist sehr gut und sehr gleichmäßig ausgeleuchtet. Gut verarbeitet aus größtenteils recycletem Kunststoff.
    Ich kaufe bevorzugt Ebook-Reader von Kobo, da ich die Geräte mag und auch das Bedienkonzept. Die Reader bekommen regelmäßig Updates. Zudem werden auch in die Jahre gekommene Reader weiterhin mit Softwareupdates versorgt.
    Empfehlen kann ich den Onlineshop CoolBLue. Da kann man auch in Deutschland Kobo-Reader kaufen.

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